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Lehmann, Otto; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung A, Mathematisch-physikalische Wissenschaften (1912, 13. Abhandlung): Neue Untersuchungen über flüssige Kristalle, 2 — Heidelberg, 1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.37317#0003
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I. Die weich-plastischen Kristalle von Ainmoninnmitrat.
Wie bereits zu Anfang des I. Teils dieser Untersuchungen^)
dargelegt ist, hat die Auffindung der weich-plastischen Kristalle
des Ammoniumnitrats (nicht eine Theorie) zur Entdeckung der
flüssigen Kristalle hingeleitet. Da ich früher-) (in Ermanglung
eines geeigneten photographischen Apparates) nur eine sche-
matische Zeichnung der Form genannter Kristalle gehen konnte,
sei hier nachträglich eine Photographie nach der Natur, Fig. 1.
auf Tafel II, beigefügt, um eine Vorstellung davon zu ermög-
lichen, wie sich die Kristalle dem Beobachter darstellen. Wie
man sieht, sind es keineswegs modellartige Kristalle mit ebenen
Flächen, scharfen Kanten und spitzen Ecken, sondern sogenannte
Kristallskelette mit durchaus gerundeten Formen.
Ich habe die Entstehung solcher skelettartiger Wachstums-
formen durch das Konzentrationsgefälle der Eösung in der Nähe
der Kristalloberfläche erklärt, durch welches die Diffusions-
stromlinien hauptsächlich zu den Ecken und Kanten geleitet
werden, so daß den Flächen des wachsenden Kristalls relativ
zu wenig kristallisierbares Material zuströmt. Ein Versuch, die
Beziehung zwischen der sich ergebenden Gestaltung des Kristalls
und der Wachstumsgeschwindigkeit bei gegebener Diffusions-
konstante zu ermitteln, scheiterte aber, da die zur Verfügung
stehenden mathematischen Hilfsmittel selbst in einfachen Fällen
wegen der stetigen Veränderung der Grenzbedingungen versagen.
Ohne weiteres wird man aber wohl sagen können, die so be-
rechnete Wachstumsform der Kristalle würde keineswegs mit der
wirklich beobachteten, wie sie Fig. 1 zeigt, übereinstimmen. Eine
Ecke beispielsweise muß beschleunigt wachsen und zu einem
von konkaven Flächen begrenzten Horn sich ausstrecken. Die
Figur zeigt aber überall konvexe Begrenzungsflächen.
1) Siehe diese Sitzb. 1911, 22. Abh. Zur Durchführung der Versuche
wurde seitens der Heidelberger Akademie der Wissenschaften ein erheblicher
Geldbeitrag bewilligt, für welchen mir gestattet sei, auch an dieser Stelle ge-
ziemenden und aufrichtigen Dank auszudrücken.
2) 0. LEHMANN, /. Arisfadoyr., 7, 106, Fig. 8a—c, 1877;
AfoZeGdarp/ar/sdc, Leipzig, W. Engelmann, 1888, Bd. 1, Taf. I, Fig. a.

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