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Lehmann, Otto; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung A, Mathematisch-physikalische Wissenschaften (1912, 13. Abhandlung): Neue Untersuchungen über flüssige Kristalle, 2 — Heidelberg, 1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.37317#0004
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4(A. 13)

0. Lehmann :

Da ich gefunden hatte, daß im Gegensatz zu der früheren
Auffassung, gemäß weicher nur isomorphe Stoffe imstande sein
sollten,, Mischkristalle zu bilden, manche Kristalle auch nicht
isomorphe Verunreinigungen in homogener Verteilung (nicht ein-
fach als mechanische Einschlüsse) aufzunehmen imstande sind,
dabei aber eine Störung ihrer Raumgitterstruktur erleidend), so
glaubte VATEFD) auch bei Skelettbildung ähnliche Struktur-
störungen annehmen zu müssen, doch läßt sich Ammoniumnitrat
in solcher Reinheit hersteilen, daß von fremden Beimischungen
in Mengen, wie sie zur Strukturstörung erforderlich wären, keine
Rede sein kann. Gleiches gilt vom Salmiak, welcher ähnliche
Skelette bildet. Bei Kampfer, dessen Skelette dem hexagonalen
System angehören, also doppelbrechend sind, kann man sich
direkt durch Beobachtung zwischen gekreuzten Nicols davon
überzeugen, daß eine Strukturstörung nicht vorliegt, daß die
Kristallskelette vielmehr trotz gerundeter Formen durchaus
ebenso homogen sind wie regelmäßig begrenzte Kristalle.
Berücksichtigt man, daß von den fünf festen Modifikationen
des Ammoniumnitrats die drei hei niedrigen Temperaturen be-
ständigen in scharfkantigen Formen auftreten, nur die weicheren
in höherer Temperatur stabilen in gerundeten, daß auch die
andern genannten Stoffe, welche Skelette bilden, wie diese durch
Weichheit und Plastizität ausgezeichnet sind, so scheint die An-
nahme möglich, die Rundung der Formen hänge zusammen mit
der Plastizität der Stoffe und habe ihren Grund in unzu-
reichender molekularer Richtkraft, welche wohl genügt,
ein Raumgitter herzustellen, nicht aber regelmäßige Treppen-
stufen, wie es nach UvuYS Theorie zur Bddung ebener Kristall-
flächen nötig wäre. In der Tat zeigt sich die Erscheinung ganz
besonders auffallend bei den noch weicheren Kristallen der
regulären Modifikation des Jodsilbers.
11. Die weich-plastischen Kristalle des Jodsilbers.
Auch von diesen Kristallen konnte ich früher nur undeut-
liche Skizzen gebend), es sei deshalb hier eine Photographie,
0. LEHMANN, /. i, 489, 1877 ; IlVeJ. ÜMM., Ai,
47, 1894 ; ÜMgsüye AäisAüte, Leipzig 1904, S. 122ff.
B VATER, Ze^seTa?*. /. EWsi!6Üto$'7'., <27, 505, 1896.
5) 0. LEHMANN, U.72%., Fi, Tat. I, Fig. 27, 1885; Taf. IV,
Fig. 7, 1889.
 
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