Neue Untersuchungen über flüssige Kristalle. II.
(A. 13)7
und der Mangel einer Elastizitätsgrenze charakterisiert sie als
Flüssigkeiten.
Bei gewöhnlichen Flüssigkeiten, d. h. solchen von geringer
innerer Reibung, läßt sich der Mangel der Elastizitätsgrenze in
auffälliger Weise daran erkennen, daß schon die sehr geringe
Oberflächenspannung an der Grenze gegen eine umgebende gleich-
dichte andere Flüssigkeit einem Tropfen genaue Kugelform auf-
zwingt, besonders aber daran, daß zwei solche Tropfen in Be-
rührung gebracht, zu einem kugeligen Tropfen zusammenfließen.
Jodsilberkristalle zeigen solches Verhalten nicht, doch ist viel-
leicht ihre innere Reibung zu groß. In deutlichster Weise konnte
ich dagegen das mit dem Vorhandensein vollkommener Elastizi-
tät unvereinbare Zusammenfließen von Kristallen beobachten bei
der syrupartigen Modifikation des Ammoniumoleats^), wenn sich
dieselbe aus heißer Lösung in Äthylalkohol beim Erkalten aus-
schied.
III. Die Gestaltungskraft flüssiger Kristalle.
Die normalen, sehr kleinen und nur schwer erkennbaren
ßüssigen Kriställchen des Ammoniumoleats stellen sehr steile
tetragonale Pyramiden dar, die freilich so wenig modeliartig aus-
gebildet sind wie die weichen Kristalle des Ammoniumnitrats
und des Jodsilbers. Da ihre Auslöschung zwischen gekreuzten
Nicolschen Prismen eine vollkommene ist, sind die Moleküle wohl
zu einem regelmäßigen Raumgitter geordnet. Wie ist es aber
möglich, daß diese Kriställchen ihre Form dauernd^) behalten,
IR 0. LEHMANN, ZefhycAr. /. pWsfA:<rü. C*hg77n<?, 7$, 91, 1895 ; JU7ed.
Ü73M., 56, 784, 1895, Fhrssü/e Leipzig 1904, Taf. 2, 6, 7, 8, 9, und
Teil I dieser Untersuchungen.
13) Noch besser eignet sich als Lösungsmittel Methylalkohol, auch
Schwefel- oder Essigäther, weniger gut Propylalkohol. Butyl-, Amyl-, Capryt-
und andere höhere Alkohole sind nicht zu gebrauchen, da sich an Stelle der
hier betrachteten labilen (monotropen) flüssig-kristallinischen Modifikation
eine stabile ausscheidet, deren Kristalle nicht zusammenfließen, obschon ihre
Zähigkeit nur wenig größer ist, so daß sie, wie reguläres Jodsilber, ebenfalls
als flüssig-kristallinisch bezeichnet werden muß.
W Man kann Dauerpräparate herstellen, indem man in ein dünn-
wandiges Kapillarröhrchen von etwa 1 mm äußerem Durchmesser etwas von
der Lösung in Alkohol (mit wenig Wasserzusatz), welche flüssige Kriställchen
in angemessener Dichte schwebend enthält — wie nach dem Grade der
(A. 13)7
und der Mangel einer Elastizitätsgrenze charakterisiert sie als
Flüssigkeiten.
Bei gewöhnlichen Flüssigkeiten, d. h. solchen von geringer
innerer Reibung, läßt sich der Mangel der Elastizitätsgrenze in
auffälliger Weise daran erkennen, daß schon die sehr geringe
Oberflächenspannung an der Grenze gegen eine umgebende gleich-
dichte andere Flüssigkeit einem Tropfen genaue Kugelform auf-
zwingt, besonders aber daran, daß zwei solche Tropfen in Be-
rührung gebracht, zu einem kugeligen Tropfen zusammenfließen.
Jodsilberkristalle zeigen solches Verhalten nicht, doch ist viel-
leicht ihre innere Reibung zu groß. In deutlichster Weise konnte
ich dagegen das mit dem Vorhandensein vollkommener Elastizi-
tät unvereinbare Zusammenfließen von Kristallen beobachten bei
der syrupartigen Modifikation des Ammoniumoleats^), wenn sich
dieselbe aus heißer Lösung in Äthylalkohol beim Erkalten aus-
schied.
III. Die Gestaltungskraft flüssiger Kristalle.
Die normalen, sehr kleinen und nur schwer erkennbaren
ßüssigen Kriställchen des Ammoniumoleats stellen sehr steile
tetragonale Pyramiden dar, die freilich so wenig modeliartig aus-
gebildet sind wie die weichen Kristalle des Ammoniumnitrats
und des Jodsilbers. Da ihre Auslöschung zwischen gekreuzten
Nicolschen Prismen eine vollkommene ist, sind die Moleküle wohl
zu einem regelmäßigen Raumgitter geordnet. Wie ist es aber
möglich, daß diese Kriställchen ihre Form dauernd^) behalten,
IR 0. LEHMANN, ZefhycAr. /. pWsfA:<rü. C*hg77n<?, 7$, 91, 1895 ; JU7ed.
Ü73M., 56, 784, 1895, Fhrssü/e Leipzig 1904, Taf. 2, 6, 7, 8, 9, und
Teil I dieser Untersuchungen.
13) Noch besser eignet sich als Lösungsmittel Methylalkohol, auch
Schwefel- oder Essigäther, weniger gut Propylalkohol. Butyl-, Amyl-, Capryt-
und andere höhere Alkohole sind nicht zu gebrauchen, da sich an Stelle der
hier betrachteten labilen (monotropen) flüssig-kristallinischen Modifikation
eine stabile ausscheidet, deren Kristalle nicht zusammenfließen, obschon ihre
Zähigkeit nur wenig größer ist, so daß sie, wie reguläres Jodsilber, ebenfalls
als flüssig-kristallinisch bezeichnet werden muß.
W Man kann Dauerpräparate herstellen, indem man in ein dünn-
wandiges Kapillarröhrchen von etwa 1 mm äußerem Durchmesser etwas von
der Lösung in Alkohol (mit wenig Wasserzusatz), welche flüssige Kriställchen
in angemessener Dichte schwebend enthält — wie nach dem Grade der