Neue Untersuchungen über flüssige Kristalle. II.
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Achse mit der Sehrichtung zusammenfällt. Diese stark defor-
mierten Kristalle zeigen wenig Neigung, zusammenzufließen, ähn-
lich wie die aus höheren Alkoholen entstehenden. Möglicher-
weise beruht dies darauf, daß die leicht zusammenfließenden
etwas Lösungsmittel als fremde Beimischung enthalten (Misch-
kristalle mit diesem sind) und deshalb geringere Viskosität be-
sitzen. Der Umstand, daß die Ammoniumoleatkristalle sich mit
Farbstoffen wie Magdalarot und Saffranin (hei Beeinträchtigung
der Löslichkeit derselben) dichroitisch färbenW), beweist ihre
Fähigkeit, fremde Stoffe in das Raumgitter aufzunehmen, die nicht
isomorph sind. Für die Aufnahme des Lösungsmittels (ins-
besondere Schwefeiäther) spricht das Auftreten isotroper, nahezu
kugelförmiger Tröpfchen im Innern beim ErwärmetR^ welche aus
hochkonzentrierter Mutterlauge bestehen müssen, obschon doch
die Mutterlauge die Kristallmasse nicht durchdringen kann, und
die beim Abkühlen wieder vollkommen verschwinden, obwohl
sich das Lösungsmittel keinen Weg nach außen bahnen kann.
V. Die flüssigen Kristalle des Lecithins.
Wie schon früher in Kürze mitgeteilt33), ist eines der schönsten
Demonstrationspräparate für flüssige Kristalle, welches zugleich
den Vorzug hat, leicht zugänglich zu seiiRW das Lecithin. Aller-
dings kann man nicht gut, wie bei andern Präparaten, die Lösung
direkt auf dem Objektträger des Mikroskops herstellen, da es
sehr genau auf die richtigen Mengenverhältnisse ankommt. Man
löst zweckmäßig eine größere Menge in wenig Alkohol, indem
man sie mit diesem in einer Porzellanschale anf dem Wasser-
bade erwärmt und gleichzeitig mit dem Pistill einer Reibschale
verreibt. Sodann setzt man etwas Wasser zu und bringt den
entstandenen Niederschlag durch Erwärmen und weiteren Alkohol-
zusatz wieder zum Verschwinden. Beim Erkalten muß sich die
Lösung durch Ausscheidung der Lässigen Kristalle trüben. Um
31) Siehe Teil I, Tal. II, Fig. 42, und yü'fssü/e AWsfaHe, 1904,
Taf. I, Fig. 3.
32) 0. LEHMANN, <7. <$, 908, 1902. Eine Photographie eines
solchen gefärbten Kristalls in natürlichem Licht siehe P7%ssü/g AWsüüL,
Leipzig 1904, Taf. 9, Fig. 1.
33) O. LEHMANN, FerTn <7. <7. p7ays. De-s., 70, 321, 1908.
34) Zu beziehen z. B. von E. MERCK in Darmstadt, rein 10 g zu 1,80 M.
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Achse mit der Sehrichtung zusammenfällt. Diese stark defor-
mierten Kristalle zeigen wenig Neigung, zusammenzufließen, ähn-
lich wie die aus höheren Alkoholen entstehenden. Möglicher-
weise beruht dies darauf, daß die leicht zusammenfließenden
etwas Lösungsmittel als fremde Beimischung enthalten (Misch-
kristalle mit diesem sind) und deshalb geringere Viskosität be-
sitzen. Der Umstand, daß die Ammoniumoleatkristalle sich mit
Farbstoffen wie Magdalarot und Saffranin (hei Beeinträchtigung
der Löslichkeit derselben) dichroitisch färbenW), beweist ihre
Fähigkeit, fremde Stoffe in das Raumgitter aufzunehmen, die nicht
isomorph sind. Für die Aufnahme des Lösungsmittels (ins-
besondere Schwefeiäther) spricht das Auftreten isotroper, nahezu
kugelförmiger Tröpfchen im Innern beim ErwärmetR^ welche aus
hochkonzentrierter Mutterlauge bestehen müssen, obschon doch
die Mutterlauge die Kristallmasse nicht durchdringen kann, und
die beim Abkühlen wieder vollkommen verschwinden, obwohl
sich das Lösungsmittel keinen Weg nach außen bahnen kann.
V. Die flüssigen Kristalle des Lecithins.
Wie schon früher in Kürze mitgeteilt33), ist eines der schönsten
Demonstrationspräparate für flüssige Kristalle, welches zugleich
den Vorzug hat, leicht zugänglich zu seiiRW das Lecithin. Aller-
dings kann man nicht gut, wie bei andern Präparaten, die Lösung
direkt auf dem Objektträger des Mikroskops herstellen, da es
sehr genau auf die richtigen Mengenverhältnisse ankommt. Man
löst zweckmäßig eine größere Menge in wenig Alkohol, indem
man sie mit diesem in einer Porzellanschale anf dem Wasser-
bade erwärmt und gleichzeitig mit dem Pistill einer Reibschale
verreibt. Sodann setzt man etwas Wasser zu und bringt den
entstandenen Niederschlag durch Erwärmen und weiteren Alkohol-
zusatz wieder zum Verschwinden. Beim Erkalten muß sich die
Lösung durch Ausscheidung der Lässigen Kristalle trüben. Um
31) Siehe Teil I, Tal. II, Fig. 42, und yü'fssü/e AWsfaHe, 1904,
Taf. I, Fig. 3.
32) 0. LEHMANN, <7. <$, 908, 1902. Eine Photographie eines
solchen gefärbten Kristalls in natürlichem Licht siehe P7%ssü/g AWsüüL,
Leipzig 1904, Taf. 9, Fig. 1.
33) O. LEHMANN, FerTn <7. <7. p7ays. De-s., 70, 321, 1908.
34) Zu beziehen z. B. von E. MERCK in Darmstadt, rein 10 g zu 1,80 M.
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