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Lehmann, Otto; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung A, Mathematisch-physikalische Wissenschaften (1912, 13. Abhandlung): Neue Untersuchungen über flüssige Kristalle, 2 — Heidelberg, 1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.37317#0016
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16(A. i3)

0. Lehmann :

Raumgitterstruktur vollständig zerstört, nnd verschwinden gar
alle Perlen vollkommen, was gewöhnlich plötzlich geschieht, so
ist die Molekularanordnung nur noch insofern eine regelmäßige,
als die Hauptachsen der Moleküle parallel sind, der Kristall ist
ein halbisotroper oder pseudoisotroper (nach FmEDEL ein Pseudo-
kristall) geworden.
Häutig gibt in solchem Fall die schon vorhandene Abweichung
der Molekülhauptachsen von der Parallelität Anlaß zur Bildung
einer doppeltkonischen Störung, wie sie auch in andern Fällen
beobachtet wird^) (Teil I, Fig. 23—29).
Insofern diese Anomalien der Form und Struktur durch die
Oberflächenspannung an der Grenze der Kristalle gegen die um-
gebende Mutterlauge hervorgerufen werden und diese sich mit
dem Lösungsmittel ändert, ist die Wahl des letzteren nicht gleich-
gültig. Bei Verwendung von Essigäther oder Aceton, beispiels-
weise, erhält man besonders schlanke Pyramiden, und häufig
sieht man aus den Perlen feine Ästchen herauswachsen, deren
Orientierung der dort an der Spitze vorhandenen Molekülrichtung
entspricht, die somit in Zwillingsstellung zu dem Hauptkristall
stehen. Beispielsweise zeigt Fig. 16 einen aus Aceton gebildeten
Durchkreuzungsdrillmg dieser Art, dessen Hauptachse in der
Sehrichtung liegt. Gewöhnlich kippen die in Zwillingstellung
stehenden Ästchen bald um, legen sich parallel der Hauptachse
und verschmelzen mit dieser, so daß der Kristall nun ein ein-
heitlichei (halbisotroper) Kristall ist.
Verwendet man Schwefeläther als Lösungsmittel, so sind die
Kristalle noch ziemlich schlank, die Perlen treten aber deutlicher
hervor. Mischt man dem Schwefeläther mehr und mehr Pe-
troleumäther (Pentan, Hexan) bei, so wird die Gestalt der Kri-
stalle immer gedrungener, sie würde sich mehr einem regu-
lären Oktaeder nähern, wenn nicht gleichzeitig die Struktur-
störungen immer stärker würden, so daß schließlich bei Verwen-
dung von reinem Petroläther (oder Benzol) nahezu oder ganz
kugelförmige Gebilde entstehen, z. B. solche mit doppeltkonischer
Störung (Fig. 17 und 18), welche zwischen gekreuzten Nicols
je nach ihrer Lage ein schwarzes Kreuz mit ungleichstarken
Armen oder eine 8-förmige Figur zeigen oder auch wie Sphäro-
kristalle ein gleichmäßig gestaltetes schwarzes Kreuz, wenn die

30) 0. LEHMANN, LgfA. <7. & p72?/.s. (?g3., 338, 1911.
 
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