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Lehmann, Otto; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung A, Mathematisch-physikalische Wissenschaften (1913, 13. Abhandlung): Neue Untersuchungen über flüssige Kristalle, 3 — Heidelberg, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.37372#0014
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14(A.13)

0. Lehmann:

wegungszüstand in der ätzenden Schmelze allein bedingt sein.
Die von Cu. MAUGUiN^") entdeckte szintillierende Aggregat-
polarisation in halbisotropen flüssig-kristallinischen Schichten op-
tisch zweiachsiger Stoffe kann durch raschen Wechsel der Rich-
tungen der Nebenachsen bedingt sein, während die Haupt- oder
Drehachsen der Moleküle, welche die Richtung der optischen
Achse haben, parallel bleiben, wie die Vollkommenheit der Aus-
löschung (im Kapillarrohr) bei Querdurchsicht schließen läßt.
Vielleicht wird die thermische Rewegung, d. h. die Expansiv-
kraft, falls sie existiert, bei flüssigen Kristallen anisotrop sein
und somit die Oberfläche an verschiedenen Stellen verschieden
stark nach außen treiben, bis der durch die Ausbeulungen ge-
weckte Kapillardruck wieder Gleichgewicht herstellt:. Die Form
eines flüssigen Kristalls wäre dann das Ergebnis der Gegenwirkung
von molekularen Kräften und Expansivkraft. Im Gegensatz dazu
wäre die eines festen Kristalls nur das der abstoßenden, an-
ziehenden und richtenden Molekularkräfte unter sich. Wäre dies
richtig, so müßten die Gestalten der flüssigen Kristalle grund-
sätzlich verschieden sein von denjenigen der festen, was aber
nicht zuzutreffen scheint. Wahrscheinlich beruht deshalb auch
die Gestaltungskraft der flüssigen Kristalle ausschließlich auf
Wirkung der genannten Molekularkräfte-Q, was freilich vom Stand-
punkt der kinetischen Theorie schwer verständlich ist.
Aus dem früher beschriebenen Verhalten des Ammonium-
oleats in Kapillarröhrenkann man schließen, die Moleküle
seien nicht stäbchenförmig (in der Richtung der Hauptachse)
gestaltet, sondern blättchenförmig (senkrecht zur Hauptachse)
ausgedehnt, da sich stäbchenförmige Moleküle beim Strömen
der Masse wegen der größeren Geschwindigkeit in der Nähe der
Achse des Rohres schräg zu den Wandungen stellen müßten.^)

20) Cu. MAUGUIN, Cowph 757, 1359, 1912.
2p Über Modelle zur Veranschaulichung derselben unter Annahme der
elektromagnetischen Theorie, siehe HloieMnrpAr/siA, 1?, 376, 1889;
ZeüscAr., 70, 553, 1909; 73, 550, Anm. 4, 1912; Die weMe FFeÜ
TrrDtnHe, 1911, 346 ff.
22) 77ei&i&. 1911, Nr. 22, Taf. I, Fig. 16, 19, 20 und Taf. III,
Fig. 17 und 18.
2p Wären sie lediglich Systeme kreisender Elektronen, wie durch die
obenerwähnten Modelle dargestellt ist, so könnte man sie im Prinzip als defor-
mierbar betrachten. In solchem Falle müßten sich die Eigenschaften eines Stoffs
'durch Deformation ändern, was in Wirklichkeit nicht zutrifft. Als starre
 
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