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Lehmann, Otto; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung A, Mathematisch-physikalische Wissenschaften (1913, 13. Abhandlung): Neue Untersuchungen über flüssige Kristalle, 3 — Heidelberg, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.37372#0016
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16(A. 13)

0. Lehmann:

zwischeneinander schieben, derart richtende Kräfte aufeinander
ausüben, daß sie alle, wenigstens bezüglich ihrer Fläche, gleiche
Orientierung annehmen. Gelingt dies, wie bei zäheren flüssigen
Kristallen, bei zu sehr abweichender Orientierung der einzelnen
Individuen nicht, so muß sich Fächerstruktur herstellen, ähn-
lich wie bei den festen Kristallen des sauren Ammoniumoleat-
hydrats^), wie tatsächlich häufig beobachtet wird. Dieselbe bildet
einen Übergang zu der ebenfalls zu beobachtenden sphäro-
lithischen Struktur-^, die sich bei den fließenden Kristallen
des Aminoniumoleathydrats einstellt, wenn die Lösung viel Wasser
enthält, teils wohl wegen der dadurch bedingten Vergrößerung
der Oberflächenspannung, teils wegen der alsbald näher zu be-
sprechenden Verminderung der Zähigkeit (richtiger Steifigkeit)
infolge der Aufnahme von Wasser (Quellung).
Auch bei Biegung der flüssigen Kristalle des Ammonium-
oleats tritt eine Fächerstruktur auf, insofern sich auf der kon-
kaven Seite, ähnlich wie bei der Biegung eines festen Kristalls
(z. B. von Ammoniumnitrat^o) oder OrthoguecksilberditolyLQ),
die Molekülachsen (Auslöschungsrichtungen) tangential zur Krüm-
mungskurve stellen, worauf sich dann die übrigen Moleküle diesen
parallel zu richten suchen, was eben Fächerstruktur herbei-
führen muß.
Diesen Fächerstrukturen verwandt sind die konischen ünd
doppeltkonischen Strukturen^), welche ebenfalls molekulare
Gleichgewichtszustände darstellen, die trotz der thermischen Be-
wegung dauernden Bestand haben und nach Verzerrung der
Masse (sofern dieselbe nicht allzu weitgehend war) immer wieder
in früherer Gestalt sich wiederherstellen, sobald der Zwang be-
seitigt wird. Trotz der thermischen Bewegung haben auch sie
dauernden Bestand, da die Anordnung der Moleküle der Wirkung
der molekularen Richtkraft entspricht, obschon die Moleküle nicht
parallel geordnet sind wie bei Raumgitterstruktur oder bei halb-
isotroper Aggregation. Man kann sie als Fächerstrukturen auf-
28) Vgl. 0. L., FVäggGe 4t?4g4aäe, 1904, Taf. I, Fig. 6, Tat. II, Fig. 1.
29) 4T4e4. 56, 784, 1895.
so) ZAfgc/u*. f. 44?4gfaHoyr., 4 110, 1877.
31) Ze4fgcAr. f. JTWgfa^o^r., 46, 7, Fig. 39, 1885.
32) 4F4e<4. 56, 786, Fig. 20—26, 1895; üjm. <4. TV^g., 4h 329, 1903;
T'^gg^e 4M&4aMe, 1904, S. 40, Taf. V; Am?. 4. 4V^/s., 49, 408, Fig. 1—12, 1906;
Fe?*A. <4. 4). Ad/s. Geg., 45, 338, 1911; 44e4cM6. 1911, Nr. 22,
Taf. IV, Fig. 24; 494e IFeM <4er 4tr4gfaHe, 1911, 368.
 
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