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Lenard, Philipp; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung A, Mathematisch-physikalische Wissenschaften (1914, 17. Abhandlung): Über Elektronen und Metallatome in Flammen: Bewegungsvorgaenge, Lichtemission — Heidelberg, 1914

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https://doi.org/10.11588/diglit.37440#0005
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Über Elektronen und Metallatome in Flammen. (A. 17) 5
möglichst scharfer Begrenzung; die Fläche B ist auf fangende,
mit Galvanometer oder Elektrometer verbundene Elektrode.
Es wird das Feld AB so weit verstärkt, bis zum ersten Male
Elektronen an der Platte B ankommen, und die Berechnung der
Wanderungsgeschwindigkeit erfolgt dann auf Grund der in Fig. 1
ersichtlich gemachten Annahme über die Wege der Elektronen.
Die Figur bedarf dazu kaum einer weiteren Erläuterung; man
sieht, wie — nach der geläufigen, an den Wanderungsmessungen
in kalten Gasen ausgebildeten Vorstellung — die Elektronen im
zu schwachen Felde 1 wegen der aufsteigenden Bewegung der
Flammengase die Meßelektrode B noch nicht erreichen können,
wie im stärkeren Feld 2 die erste Ankunft an B erfolgt und wie
aus der Stärke dieses Feldes 2, zusammen mit dem Elektroden-
abstand, der Elektrodengröße und der Flammengeschwindigkeit,
die Wanderungsgeschwindigkeit zu berechnen ist. Die Berech-
nung macht die Annahme, daß die in Fig. 1 gezeichneten Wege
der Elektronen richtig sind. Daß es niemand bisher unternommen
hat, zuzusehen, ob dies auch wirklich zutrifft, ist sehr zu ver-
wundern; denn ich habe bereits 1902, als ich zuerst auf freie
Elektronen in der Flamme schloßt, auf den steten Wechsel der
Zustände aufmerksam gemacht, welcher in Flammen stattfindet?,
indem die Metallatome^ abwechselnd Elektronen verlieren und
wieder aufnehmen, wodurch auch für die Elektronen der stete
Wechsel zwischen freiem und neutralisiertem Zustand gegeben ist.
Wir berücksichtigen nun diesen Wechsel in Fig. 2. Die von
der Fläche A gelieferten freien Elektronen bleiben nur eine gewisse
s Ahn. d. Phys 9, p. 649; vgl. dazu die historische Fußnote 1 in Teil I,
8. 393. Ich konnte mich dabei auf die ersten, damals bereits vorliegenden
Wanderungsgeschwindigkeitsmessungen der Herren WiLSON und MoREAu
(1. c.) stützen, und es wäre historisch völlig ungerecht, den großen Fortschritt
zu übersehen, welchen diese Messungen zu ihrer Zeit bedeuteten, da man
noch dachte, die Träger der negativen Elektrizität in Flammen für 110-
Ionen halten zu sollen. Die gegenüber dieser Annahme überraschend hohen
Zahlenwerte der Wanderungsgeschwindigkeit, welche aus diesen Messungen
hervorgingen, genügten trotz des prinzipiellen Fehlers der Methode, um mit
Hilfe der von mir entwickelten Gleichungen zu zeigen, daß es sich nicht um
materielle Träger handeln könne, womit die Untersuchungen über die Elektri-
zitätsleitung in Flammen in ein neues Stadium traten.
? Später sind dieselben Zustandswechsel von Hm. W. WiEN auch bei
den Kanalstrahlen gefunden worden (Bayer. Akad. 38, S. 55, 1908).
s In metallfreien Flammen treten an Stelle der Metallatome andere
aktive Atome der Flammengase^ siehe S. 8.
 
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