Die langsame Verbrennung des Jodwasserstoffgases I. (A. 4) 33
Dies lehrt erst die systematische Betrachtung weniger der Kon-
stanten, sondern der Reaktionsgeschwindigkeiten, in ihrer Ab-
hängigkeit von allen Veränderlichen. Wir haben viele Deutungen
vor der jetzigen versucht, die von ihr verschieden sind, bevor die
Konstanten der Tabellen 36—45 berechnet wurden. Aber keine
war ausreichend im Einklang mit dem Experiment außer ihr. Da-
mit ist keineswegs gesagt, daß nicht richtigere Deutungen möglich
sind, aber darüber, ob sie richtiger sind, werden nur neue Experi-
mente entscheiden können, die übrigens auch schon in Angriff
genommen sind. Bei Übereinanderlagerung so vieler verschieden-
artiger Einflüsse kann kein Deutungsschema hohe Ansprüche an
ausschließliche oder quantitative Geltung befriedigen. Dazu
ist die Überwachung der sich superponierenden Veränderlichen
durchs Experiment nicht vollkommen genug. Mit dieser Einschrän-
kung, die in einer späteren Abhandlung ausführlich begründet wird,
ist die folgende Deutung der Ergebnisse zu verstehen.
Bei 110° verläuft die Reaktion so langsam, daß die Diffusion
nachkommt, als Adsorptionsreaktion nach Gleichung 4, wie durch
die Langsamkeit der Reaktion, ihre Abhängigkeit von 0:V, ihre
den Diffusionstemperaturkoeffizienten übertreffende Temperatur-
empfindlichkeit und die Konstanz der ,,Konstanten" wahrschein-
lich gemacht wird. Steigert man hei dieser Temperatur die Sauerstoff-
konzentration über ein gewisses Maß, so wird dadurch in der Ad-
sorptionsschicht das Konzentrationsverhältnis so übermäßig ver-
bessert, daß bereits Verarmung auftritt.
Über 110° stört die Verarmung mehr und mehr, besonders bei
großem 0:V, wo viel verzehrt wird und Diffusion konkurriert mit
der Adsorptionsreaktion, um so mehr, je höher die Temperatur oder
die Konzentrationen steigen. Zugleich wird durch die ungünstige
Verschiebung des simultanen Adsorptionsgleichgewichts an der
Wand — die Schicht nimmt ah — die Reaktionsbeschleunigung ver-
ringert. Das geht soweit, daß oberhalb 190° Verarmung ausbleibt
und der durch dies Verhalten der Adsorptionsschicht vorgetäuschte
kleine Temperaturkoeffizient mehr und mehr dem normalen und
großen weicht.
Zugleich sinkt mit steigender Temperatur der die Berechnung
fälschende Fehler des ,,Verschwindens der Reaktionsprodukte
durch Adsorption" mehr und mehr. Auch dieser Umstand ließ
die Temperaturkoeffizienten bei tiefer Temperatur zu klein er-
scheinen. Man wird kaum fehlgehen in der Annahme, daß
Sitzungsberichte d. Heideib. Akad.,math.-nat. KI. A. 1914. 4. Abh. 3
Dies lehrt erst die systematische Betrachtung weniger der Kon-
stanten, sondern der Reaktionsgeschwindigkeiten, in ihrer Ab-
hängigkeit von allen Veränderlichen. Wir haben viele Deutungen
vor der jetzigen versucht, die von ihr verschieden sind, bevor die
Konstanten der Tabellen 36—45 berechnet wurden. Aber keine
war ausreichend im Einklang mit dem Experiment außer ihr. Da-
mit ist keineswegs gesagt, daß nicht richtigere Deutungen möglich
sind, aber darüber, ob sie richtiger sind, werden nur neue Experi-
mente entscheiden können, die übrigens auch schon in Angriff
genommen sind. Bei Übereinanderlagerung so vieler verschieden-
artiger Einflüsse kann kein Deutungsschema hohe Ansprüche an
ausschließliche oder quantitative Geltung befriedigen. Dazu
ist die Überwachung der sich superponierenden Veränderlichen
durchs Experiment nicht vollkommen genug. Mit dieser Einschrän-
kung, die in einer späteren Abhandlung ausführlich begründet wird,
ist die folgende Deutung der Ergebnisse zu verstehen.
Bei 110° verläuft die Reaktion so langsam, daß die Diffusion
nachkommt, als Adsorptionsreaktion nach Gleichung 4, wie durch
die Langsamkeit der Reaktion, ihre Abhängigkeit von 0:V, ihre
den Diffusionstemperaturkoeffizienten übertreffende Temperatur-
empfindlichkeit und die Konstanz der ,,Konstanten" wahrschein-
lich gemacht wird. Steigert man hei dieser Temperatur die Sauerstoff-
konzentration über ein gewisses Maß, so wird dadurch in der Ad-
sorptionsschicht das Konzentrationsverhältnis so übermäßig ver-
bessert, daß bereits Verarmung auftritt.
Über 110° stört die Verarmung mehr und mehr, besonders bei
großem 0:V, wo viel verzehrt wird und Diffusion konkurriert mit
der Adsorptionsreaktion, um so mehr, je höher die Temperatur oder
die Konzentrationen steigen. Zugleich wird durch die ungünstige
Verschiebung des simultanen Adsorptionsgleichgewichts an der
Wand — die Schicht nimmt ah — die Reaktionsbeschleunigung ver-
ringert. Das geht soweit, daß oberhalb 190° Verarmung ausbleibt
und der durch dies Verhalten der Adsorptionsschicht vorgetäuschte
kleine Temperaturkoeffizient mehr und mehr dem normalen und
großen weicht.
Zugleich sinkt mit steigender Temperatur der die Berechnung
fälschende Fehler des ,,Verschwindens der Reaktionsprodukte
durch Adsorption" mehr und mehr. Auch dieser Umstand ließ
die Temperaturkoeffizienten bei tiefer Temperatur zu klein er-
scheinen. Man wird kaum fehlgehen in der Annahme, daß
Sitzungsberichte d. Heideib. Akad.,math.-nat. KI. A. 1914. 4. Abh. 3