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Trautz, Max; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung A, Mathematisch-physikalische Wissenschaften (1917, 14. Abhandlung): Der Verlauf der chemischen Vorgänge im Dunkeln und im Licht: Zusammenfassung — Heidelberg, 1917

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https://doi.org/10.11588/diglit.36401#0006
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6 (A. 14)

MAX TRAUTZ :

gen allgemein von der Temperatur abhängen, nicht aber die
Schwingungszahlen. Ferner, wo anfangs überhaupt kein Zusam-
menhang zwischen Wärmetönung und Reaktionsgeschwindigkeit
und zwischen dieser und Elektronenvorgängen zu bestehen schien.
Die letzteren Bedenken wurden qualitativ behoben durch die
Erforschung des Chemilumineszenz. Hier fand sich ein Parallel-
gehen von Reaktionsgeschwindigkeit, Wärmetönung und Licht-
entwicklung und längst war bekannt, daß die letztere aus zahl-
losen Stoffen Elektronen sogar in Freiheit setzen, nicht bloß bis
zur Schwingungsfähigkeit lockern könnte. Diese Tatsachen, der
Zusammenhang zwischen photochemischen und Gasionen-Er-
scheinungen überhaupt, lagen schon 1906 klar, doch wurde die
Brücke zu den Dunkelreaktionen von mir erstmals 1910 geschla-
gen, als gezeigt wurde, wie in jeglicher Wärmetönung Elektronen-
vorgänge enthalten sein können.
Das Forschmigsverfahren.
'womit der gesuchte quantitative Zusammenhang ermittelt wurde,
wich vom heute meist üblichen einigermaßen ab. Denn es wurde
dabei induktiv an Hand eines Minimums von Annahmen zunächst
eine möglichst feste Grundlage gesucht, vor allem, w^as Tempera-
turfunktionen anbetraf. Erst in zweiter Linie richtete sich die
Aufmerksamkeit auf Beziehungen der vorkommenden Konstanten
untereinander und mit anderen. In der Quantentheorie dagegen
hat man meist um geringe Abweichungen der Temperaturfunk-
tionen sich erst in zweiter Linie gekümmert und vor allem auf ein
anschauliches System von Beziehungen der Konstanten unter-
einander Wert gelegt. Dabei waren gewisse molekulartheoretische
Bilder unvermeidlich, die denn oft durch andere ersetzt wurden.
Deshalb haben wir auf unserem Gebiet solange, irgend tunlich,
auf besondere molekulartheoretische Bilder verzichtet, eingedenk
der GiBBSschen Mahnung: Auf unsicherer Grundlage baut, wer
seine Theorie auf Hypothesen über die Konstitution der Materie
errichtet. In diesem Sinn begründete ich trotz des Ausgehens von
strahlungstheoretischen Gesichtspunkten meine ganze Arbeits-
weise später einmal mit den Worten:
,Quantentheorie soll erst dann eingeführt werden, wenn die
Vereinigung von klassischer Gastheorie, Thermodynamik und Er-
fahrung erschöpft ist."
 
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