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Trautz, Max; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung A, Mathematisch-physikalische Wissenschaften (1917, 14. Abhandlung): Der Verlauf der chemischen Vorgänge im Dunkeln und im Licht: Zusammenfassung — Heidelberg, 1917

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https://doi.org/10.11588/diglit.36401#0031
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Verlauf der chemischen Vorgänge im Dunkein und im Licht. (A. 14) 31

gungen kann es nicht in dem Maß kommen, weif durch Tempera-
torsteigerung auf die Reaktionstemperatur im System zuerst die
Mindest-Schwingungszah) merklich wird.
Hat man im Gegenteil ein Gebilde so kalt gehalten, daß die
Mindestschwingungszahl nicht merklich darin vertreten ist und
strahlt man jetzt eine der hohen wirksamen Schwingungszahlen ein,
so wirkt diese photochemisch. Man sieht, daß man die höheren
Schwingungszahlen überhaupt nur photochemisch zur Wir-
kung bringen kann. Aus ihnen wird man die zugehörige Akti-
vierungswärme einfach nach Q = A-h-v berechnen. Damit immer
dieselbe Wärmetönung herauskommt, müssen die höheren Schwin-
gungszahlen der Hinreaktion immer Gegenstücke haben für die
Gegenreaktion.
Anderseits muß man erwarten, daß sich die Mindestschwin-
gungszahl aus dem Spektrum des betroffenen Knäuels muß ab-
lesen lassen. Das hat die Berechnung bestätigt. Ist der Knäuel
z. B. eine Chlormolekel, so sucht man das infrarote Ende der
spektralen Absorption von Chlor, multipliziert die Schwingungs-
zahl mit A-h und erhält daraus sofort die Zerfallswärme der Chlor-
molekel in Atome. Die Erfahrung hat diese Überlegung voll-
kommen bestätigt. Auch für Brom, Jod und Sauerstoff kommt
man zu den erwarteten Zahlen.
Damit ist der Anschluß der Chemie an Spektroskopie und
Quantentheorie vollzogen.

Rückblick.
Was der Chemiker bisher einen einheitlichen Stoff nannte,
zerfällt jetzt in eine Reihe von Stufen:
Der einheitliche Stoff umfaßt:
1. Für jedes Atom 3 thermische Isomere : Theorie der spezifi-
schen Wärmen.
2. Für jedes thermische isomer 2 Formen: Aktive und In-
aktive; Theorie der Wärmetönung, der Strahlung, der Reak-
tionsgeschwindigkeit.
3. Für jedes aktive und inaktive Isomer unendlich viele (?) Zu-
stände, verteilt nach MvxwELLs Gesetz. Sollte zwischen
Molekeln alles quantenhaft verlaufen, so wäre auch hier eine
endliche Reihe von Zuständen anzusetzen. Dann hätte man alle
Molekularprozesse als ,,chemisch" anzusehen.
 
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