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Lieske, Rudolf; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1912, 6. Abhandlung): Untersuchungen über die Physiologie denitrifizierender Schwefelbakterien — Heidelberg, 1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.37620#0004
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4 (R. G)

Rudolf Lieske:

Ich habe mindestens fünf sicher unterscheidbare Arten von
aeroben Thiosulfatbakterien isoliert, die teilweise aus demselben
Rohmaterial gewonnen wurden. Dieselben waren morphologisch
kaum zu unterscheiden, zeigten aber in ihrer physiologischen
Wirkungsweise deutliche Unterschiede. Die Verschiedenheiten
lagen hauptsächlich in der Form, Farbe und Menge des abge-
schiedenen Schwefels und in der Zeit, die unter sonst gleichen
Verhältnissen für die Schwefelabscheidung nötig war. Besonders
auffällig war eine Art, die den Schwefel auf der Oberfläche der
Flüssigkeit nicht wie die bisher beschriebenen Arten als feines,
weißes Pulver abschied, sondern in Form von festen, gelben
Massen, die als dicke Blättchen an der Oberfläche schwammen
und sich ohne zu zerbrechen abheben ließen.
Beijerinck, der nach derselben Kulturmethode ein kleines,
dünnes Kurzstäbchen von 3—0,5 p Länge erhielt, das sehr be-
weglich war und keine Sporen bildete, bezeichnet diesen schwefel-
abscheidenden Organismus als Thiobacillus thioparus. Die von
mir kultivierten, deutlich unterscheidbaren Arten zeigten fast alle
die von Beijerinck angegebenen Eigenschaften. Es dürfte mit
leichter Mühe gelingen, noch weitere ähnliche Arten zu isolieren.
Die von Beijerinck angeführten Eigenschaften des Thio-
bacillus thioparus gelten also nicht für einen Organismus, sondern
für eine Gruppe von deutlich unterscheidbaren Bakterien.
Ein von Beijerinck (3) als Thiobacillus denitrificans be-
zeiclmeter Organismus gehört in die Gruppe der denitrifizierenden
Schwefelbakterien. Auf diese Untersuchungen wird später näher
eingegangen.

Herstellung von Reinkulturen.

Als Ausgangsmaterial für die Untersuchungen dienten Bak-
terien, die sich in ungefähr 30 cm hohen Zylindern, die mit
thiosulfathaltiger Nährlösung gefüllt und mit schwefelwasserstoff-
haltigem Schlamm geimpft waren, möglichst weit von der Ober-
fläche entfernt entwickelt hatten. Meist erhielt man die Bakterien
auch’, wenn man die unten beschriebenen Kulturen direkt mit
etwas Schlamm impfte. Die Nährlösung bestand aus:

H20 dest
Na2S203
kno3

100 ccm
0,5 g
0,5 g
 
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