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Lieske, Rudolf; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1912, 6. Abhandlung): Untersuchungen über die Physiologie denitrifizierender Schwefelbakterien — Heidelberg, 1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.37620#0008
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8 (B. 6)

Rudolf Lieske:

Die Bakterien wurden im Februar 1911 aus dem schwefel-
wasserstoffhaltigen Schlamm des Teiches im Botanischen Garten
zu Leipzig isoliert. Anscheinend denselben Organismus konnte
ich später aus verschiedenen Schlammproben in Freiburg i. B.
erhalten; jedoch gelang es mir hier nicht, Reinkulturen herzu-
stellen, da es mir nicht möglich war, noch einmal soviel Zeit und
Mühe zu opfern wie bei den bisher beschriebenen Kulturen. Ich
halte es aber für sehr wahrscheinlich, daß der erwähnte Orga-
nismus im Schlamm unserer Gewässer zu den häufigsten Bak-
terien gehört.
Vielleicht ist er auch identisch mit dem von Beijerinck be-
schriebenen Thiobacillus denitrificans. Ich bemerke aber, daß
es mir nie gelungen ist, die von mir beschriebene Bakterienart
durch Ausstreichen auf Agarplatten zu erhalten, die dem vollen
Sauerstoffdruck ausgesetzt waren. Wenn die Platten, wie bei den
Versuchen von Beijerinck, sich in dem vollen Sauerstoffdruck
der Atmosphäre befanden, so zeigten dieselben in den meisten
Fällen überhaupt kein Wachstum; sehr oft traten aber in solchen
mit Rohmaterial geimpften Platten Kolonien von aeroben, schwefel-
abscheidenden Thiosulfatbakterien auf.
Der beschriebene Organismus gehört wahrscheinlich' einer
größeren Gruppe von Bakterien an, die sich morphologisch kaum
unterscheiden lassen, in ihrem physiologischen Verhalten aber
geringe Unterschiede aufweisen.' Thiobacillus denitrificans Beije-
rinck gehört sicher in diese Gruppe.

Allgemeines über die Anordnung der Versuche.
Mit den auf die beschriebene Weise erhaltenen Reinkulturen
wurden die im folgenden beschriebenen Versuche ausgeführt.
Hierzu ist noch zu bemerken, daß zum Impfen immer nur Ko-
lonien genommen wurden, die durch Ausstreichen auf Agar-
platten gewonnen worden waren. Wenn das Impfmaterial aus
einer Flüssigkeitskultur gewonnen wurde, so zeigte sich, daß
das Wachstum stets etwas rascher einsetzte als bei Impfung
von Plattenkulturen. Dagegen kann beim Abimpfen von Platten
eine Infektion durch andere Bakterien viel leichter vermieden
werden.
Das Impfmaterial kann nicht dauernd durch Übertragen auf
Agarplatten erhalten werden, weil hierbei die Vegetationskraft
 
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