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Lieske, Rudolf; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1912, 6. Abhandlung): Untersuchungen über die Physiologie denitrifizierender Schwefelbakterien — Heidelberg, 1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.37620#0006
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6 (B. 6)

Rudolf Lieske:

Der in Frage kommende Organismus hatte nach den bisher be-
schriebenen Beobachtungen zu schließen ein sehr geringes Sauer-
stoffbedürfnis. Durch Kultur im sauerstofffreien Raum konnte
daher das Wachstum der in der Rohkultur enthaltenen obligat
aeroben Bakterien stark zurückgedrängt werden.
Die Petrischalen wurden daher unter eine Glasglocke ge-
bracht, die auf eine Glasplatte aufgeschliffen war. Außerdem
wurde unter die Glocke ein Gefäß mit alkalischer Pyrogallollösung
gebracht. Oben war die Glocke mit einem durchbohrten Gummi-
stopfen verschlossen, durch den eine abwärts gebogene Glas-
röhre führte, deren offenes Ende in-ein Gefäß mit Quecksilber
tauchte. Die Hauptmenge des in der Glocke enthaltenen Sauer-
stoffes wurde nun von dem Pyrogallol absorbiert. Das Steigen
des Quecksilbers in der Glasröhre gestattete eine genaue Kon-
trolle des Absorptionsvorganges. Mit Berücksichtigung des Baro-
meterstandes und der Temperatur konnte außerdem der dichte
Abschluß der Glocke gegen die Außenluft genau kontrolliert
werden.
In diesem fast sauerstofffreiem Raum wurden die Kulturen
acht Tage gelassen. Nach dieser Zeit zeigten sich auf den Agar-
platten eine Anzahl Bakterienkolonien von gleichem Aussehen,
die anscheinend alle von einer Art herrührten. Daß es sich um
die gesuchte Art handelte, ließ sich leicht durch Überimpfen in
die angegebene Nährlösung feststellen.
Auf der glatten Oberfläche des Agars waren die Kolonien
durch einen etwas trockenen Anflug zu erkennen. Im Agar war
eine leichte, schwach opalisierende Trübung eingetreten. Beim
Abimpfen zeigte sich, daß die Bakterien sich nicht auf der Ober-
fläche, sondern im Agar befanden. Die beschriebenen Kolonien
ließen sich leicht auf neue Platten übertragen.
Mit diesen Kulturen arbeitete ich längere Zeit, bis mir schließ-
lich bei Kulturversuchen mit organischer Substanz Zweifel an
der Reinheit aufstiegen. Der Organismus war bisher immer nur
in Nährlösung ohne Zusatz von organischer Substanz kultiviert
worden. Es zeigte sich nun, daß in Nährlösung mit organischer
Substanz ebenfalls ein üppiges Wachstum und eine lebhafte Re-
duktion des Salpeters eintrat. Wurde aber aus einer solchen
Kultur wieder in anorganische Nährlösung abgeimpft, so unter-
blieb in den meisten Fällen das Wachstum. Es stellte sich schließ-
lich heraus, daß die auf dem Agar immer ganz homogen aus-
 
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