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Lieske, Rudolf; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1912, 6. Abhandlung): Untersuchungen über die Physiologie denitrifizierender Schwefelbakterien — Heidelberg, 1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.37620#0012
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12 (B. 6)

Rudolf Lieske:

von ungefähr 150 ccm Inhalt x/3 mit der angegebenen Nährlösung
gefüllt. Nach dem Sterilisieren wurden dieselben mit einem fest-
sitzenden Gummistopfen verschlossen, durch den eine nach ab-
wärts gebogene, an einer Stelle des abwärts gerichteten Endes
etwas ausgezogene Glasröhre geführt wurde. Hierauf wurden
die Kolben mit einer Wasserstrahlluftpumpe bis auf ungefähr
3 mm Quecksilberdruck evakuiert. Nach dem Evakuieren wurden
die Kolben mit reinem Wasserstoff gefüllt. Der Wasserstoff war
durch drei U-Röhren mit Bimssteinstücken geleitet worden, die
mit alkalischer Pyrogallollösung, mit Schwefelsäure und Kalium-
permanganat getränkt waren. Das Evakuieren und Füllen mit
Wasserstoff wurde dreimal wiederholt. Zuletzt wurde die durch
den Gummiverschluß gehende Glasröhre an der vorher etwas
ausgezogenen Stelle abgeschmolzen. Der Wasserstoffdruck im
Kolben wurde einige Millimeter geringer als der Atmosphären-
druck gelassen. Um zu verhindern, daß durch den Gummi-
verschluß etwa noch Spuren von Sauerstoff eindringen könnten,
wurden die Kolben vollständig unter Wasser gesetzt. Dann
wurden die Glasröhren durch Aufstoßen in einem Gefäß mit
Quecksilber an der abgeschmolzenen Stelle geöffnet. Da in dem
Kolben ein geringer Unterdrück herrschte, stieg hierbei das Queck-
silber in der Röhre einige Zentimeter hoch.
Die auf die beschriebene Weise angesetzten Kulturen wurden
im Wärmezimmer auf eine Temperatur von 25° gebracht. Das
Wachstum verlief bei allen Kolben in normaler Weise. Bei einem
Kolben war unter Beachtung besonderer Vorsichtsmaßregeln die
abgeschmolzene Glasröhre nicht geöffnet worden. Durch die beim
Wachstum der Bakterien entwickelten Gase wurde nach einiger
Zeit der festschließende Gummistopfen mit großer Kraft aus
dem Kolbenhals herausgeboben. Bei dem Versuch ist es von
besonderer Wichtigkeit, die Glaskolben richtig zu wählen. Kolben,
die irgendeine plane Stelle aufweisen, werden beim Evakuieren
unbedingt durch den Luftdruck zerschlagen.
In Kulturen, die nicht steril angesetzt waren, die also noch
andere Bakterienarten enthielten, trat bei merklich höherem
Sauerstoffdruck bereits ein Wachstum ein. Es erklärt sich wohl
daraus, daß von den Fremdorganismen ein Teil des Sauerstoffes
verbraucht wird.
Die vorstehenden Versuche zeigen also, daß die beschriebene
Bakterienart in einer Nährlösung, in der der freie Sauerstoff soweit
 
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