Metadaten

Klebs, Georg; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1913, 5. Abhandlung): Über das Verhältnis der Außenwelt zur Entwicklung der Pflanzen: eine theoretische Betrachtung — Heidelberg, 1913

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.37628#0004
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
4 (B. 5.)

G. Klebs.

Auffassung hat viel mehr Widerspruch als Anerkennung gefunden.
Der Widerspruch stützt sich zum Teil auf die tatsächliche Un-
kenntnis zahlreicher Vorgänge; zum Teil beruht er aber auf
einer unrichtigen Vorstellung, die nur die groben Wirkungen der
Außenwelt berücksichtigt und unbeachtet läßt, daß ihre Wir-
kungen sich bis in das innerste Leben der Zellen erstrecken. Da
die Beziehungen zwischen der lebenden Pflanze und ihrer Umwelt
in der Tat sehr verwickelt sind, so muß man immer wieder daran
arbeiten, zur Klarheit vorzudringen; ich will den Versuch von
neuem machen mit Hilfe früher aufgestellter Begriffe und auf
Grund neuer experimenteller Erfahrungen. Dabei will ich aus-
gehen von einer interessanten Arbeit Küsters „Uber Zonenbildung
in kolloidalen Medien“ (1913), in welcher er die von Liesegang
entdeckten Strukturbilder von verschiedenen Salzen in Gelatine
benutzt, um Strukturen der lebenden Pflanzen zu erklären.
Aus der formalen Übereinstimmung der Strukturen in toten
Medien mit solchen der lebenden Pflanzen schließt Küster,
daß beide auf den gleichen chemisch-physikalischen Bedingungen,
besonders Diffusionsvorgängen beruhen. Es ist von großem
Wert, neue Analogien zwischen der toten und lebenden Natur
aufzudecken, und die Bedeutung der Diffusionsvorgänge, wie sie
von Liesegang (vgl. z. B. 1909) und Küster hervorgehoben wird,
ist ohne weiteres sehr einleuchtend. Die experimentelle Forschung
erhält neue Anregung; ihr liegt es ob, die Frage näher zu ver-
folgen. Der Grund, warum ich gerade dieseLiESEGANGSchen Struk-
turen als Ausgangspunkt nehme, liegt darin, daß sie als ein aus-
gezeichnetes Mittel zur Veranschaulichung meiner Anschauungen
erscheinen. Eine nähere Erörterung ist um so nötiger, als Küster
selbst, der sich doch aus kausalem Interesse den Studien gewidmet
hat, eine theoretische Deutung seiner Beobachtungen gibt, die
von meinem kausalen Standpunkt aus angreifbar erscheint. Eine
Kritik seiner Ansichten führt gleich zu dem Kernpunkt des ganzen
Problems.

1. Das Liesegangsche System.
Für den Grundversuch Liesegangs nimmt man eine Gela-
tine von 5—10%, löst in ihr gleichmäßig verteilt verdünntes
Kaliumbichromat (0,1%) und bringt in die Mitte einen Tropfen
hochkonzentrierter Silbernitratlösung (80%). Im Zentrum ent-
steht sofort ein Niederschlag von Silberchromat. In dem Maße,
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften