Metadaten

Klebs, Georg; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1913, 5. Abhandlung): Über das Verhältnis der Außenwelt zur Entwicklung der Pflanzen: eine theoretische Betrachtung — Heidelberg, 1913

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.37628#0014
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
14 (B. 5.)

G. Klebs.

einfachen System — Gelatine mit 2 Salzen — eine solche Menge
von Formen durch kleine Änderungen der äußeren und damit
der inneren Bedingungen hervorgerufen werden. Man wird viel-
leicht weniger staunen, daß bei dem lebenden, so ungemein viel
verwickelteren System die Außenwelt eine so unvergleichliche Fülle
von Variationen zur Ausbildung bringt.
Diese Auffassung über die Bedeutung der Außenwelt wird
von Küster selbst nicht geteilt; für ihn sind die LiESEGANGschen
Strukturen ebenso wie die ihnen entsprechenden Formen lebender
Zellen gerade ein Beweis für ihre große Unabhängigkeit von der
Außenwelt. Er unterscheidet, wie vorhin bemerkt wurde, zwischen
einem äußeren und einem inneren (autonomen) Rhythmus. Es
liegt die Aufgabe vor, an einem charakteristischen Beispiel die
Berechtigung dieser Unterscheidung näher zu prüfen. Am geeig-
netsten sind dafür die Zonenbildungen, welche Pilze unter gewissen
Umständen zeigen: die sog. Hexenringe.
4. Die Hexenringe der Pilze.
Wenn man auf einem Nährsubstrat mit Gelatine oder Agar-
Agar Sporen eines Schimmelpilzes, z. B. Penicillium, aussät, so
breitet sich das Mycelium kreisförmig aus, und es entstehen dann
abwechselnd helle Zonen mit schwacher oder fehlender und dunklere
mit starker Sporenbildung. Für die genauere Betrachtung gehe ich
von einer Arbeit meines Schülers Munk (1912) aus, der auf die
große Ähnlichkeit der Hexenringe mit den LiESEGANGschen
Ringen bereits aufmerksam gemacht hat. Küster hebt ebenfalls
die große Übereinstimmung hervor und benutzt sie zur Darlegung
seiner Ansicht. Der Gegensatz unserer Anschauungen wird sich
sehr deutlich ergeben.
Nach Munk treten Hexenringe unter folgenden Bedingungen
auf:
1. durch den Wechsel von Tag und Nacht, d. h. von Licht
und Dunkelheit (bereits von Hutchinson u. a. beobachtet);
2. durch den Wechsel von höherer (28°) und niederer (18°)
Temperatur im Dunkeln;
3. durch Erhöhung der Transpiration mit Hilfe eines Luft-
stromes wechselnd mit ihrer Herabsetzung in stiller Luft im Dunkeln;
4. durch Kultur auf dünnen Nähragarflächen oder Filtrier-
papier mit einer begrenzten Nahrungsmenge, im Dunkeln bei kon-
stanter Temperatur und Feuchtigkeit;
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften