Verhältnis der Außenwelt zur Entwicklung der Pflanzen. (B. 5.) 17
licher Weise wie bei dem LiESEGANGSchen Versuch auf Diffusions-
vorgänge zurückgeführt hat, sagt er weiter (S. 81): „Wir wissen
von den Schimmelpilzen, daß dieselben Zonenbildungen, die ein-
mal als Reaktion des Organismus auf rhythmisch wechselnde
Bedingungen in der Außenwelt und als ,Tagesringe' zustande
kommen, in anderen Fällen ohne äußeren Rhythmus lediglich
durch die im System (Pilz und Substrat)1 begründeten ,inneren'
Bedingungen hervorgerufen werden können/'
Also bei dem gleichen Pilz soll der gleiche Vorgang einmal
durch einen äußeren Rhythmus, das andere Mal durch einen
inneren (autonomen) bedingt sein. Daraus geht doch ohne wei-
teres hervor, daß dieser Unterscheidung keine prinzipielle Bedeu-
tung zukommen kann. Die Annahme eines solchen Gegensatzes
muß auf einem Fehler beruhen, der auch klar zutage tritt. Denn
Küster nimmt das Substrat, in dem der Pilz wächst und das
unzweifelhaft für diesen seine Außenwelt bedeutet, mit der
Innenwelt der Pilze als Einheit zusammen. Die inneren Bedin-
gungen im Sinne Küsters sind ein Gemisch von spezifischer Struk-
tur, inneren und äußeren Bedingungen in meinem Sinne. Diese
Vermengung von Begriffen, die, soweit es eben die Mannigfaltig-
keit der Natur erlaubt, scharf getrennt werden müssen, ist sehr
charakteristisch für zahlreiche ältere und auch neuere Arbeiten
auf dem Gebiete der Entwicklungslehre. Sie führt nach meiner
Meinung zu Unklarheiten in der ganzen Problemstellung.
W as Küster besonders beschäftigt hat, ist die Tatsache,
daß ein Rhythmus bei einer Pflanze zustande kommen kann
ohne merkbaren Wechsel eines Außenfaktors; er zog daraus den
gewiß nicht richtigen Schluß, daß überhaupt ein Außenfaktor
dabei nicht im Spiele sein kann. Wir werden noch viel auffallen-
dere Beispiele kennen lernen, in denen ein relativ sehr konstanter
Außenfaktor einen Rhythmus mitbestimmt. Es liegt keine Schwierig-
keit darin für denjenigen, der fest im Auge behält, daß weder die
Außemvelt allein, noch der Organismus allein, sondern nur beide
zusammen bei dem Rhythmus wirken. In einem der besprochenen
Fälle bringt es die begrenzte Nahrungsmenge in dem
kolloidalen Substrat mit sich, daß der Pilz nicht fort-
dauernd, sondern periodisch die Sporen bildet, da der Prozeß der
Sporenbildung so viel Nahrung in Anspruch nimmt, daß er erst
1 Von mir gesperrt.
Sitzungsberichte d. Heidelb. Akademie, math.-naturw. KU B. 1913. 5. Abh.
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licher Weise wie bei dem LiESEGANGSchen Versuch auf Diffusions-
vorgänge zurückgeführt hat, sagt er weiter (S. 81): „Wir wissen
von den Schimmelpilzen, daß dieselben Zonenbildungen, die ein-
mal als Reaktion des Organismus auf rhythmisch wechselnde
Bedingungen in der Außenwelt und als ,Tagesringe' zustande
kommen, in anderen Fällen ohne äußeren Rhythmus lediglich
durch die im System (Pilz und Substrat)1 begründeten ,inneren'
Bedingungen hervorgerufen werden können/'
Also bei dem gleichen Pilz soll der gleiche Vorgang einmal
durch einen äußeren Rhythmus, das andere Mal durch einen
inneren (autonomen) bedingt sein. Daraus geht doch ohne wei-
teres hervor, daß dieser Unterscheidung keine prinzipielle Bedeu-
tung zukommen kann. Die Annahme eines solchen Gegensatzes
muß auf einem Fehler beruhen, der auch klar zutage tritt. Denn
Küster nimmt das Substrat, in dem der Pilz wächst und das
unzweifelhaft für diesen seine Außenwelt bedeutet, mit der
Innenwelt der Pilze als Einheit zusammen. Die inneren Bedin-
gungen im Sinne Küsters sind ein Gemisch von spezifischer Struk-
tur, inneren und äußeren Bedingungen in meinem Sinne. Diese
Vermengung von Begriffen, die, soweit es eben die Mannigfaltig-
keit der Natur erlaubt, scharf getrennt werden müssen, ist sehr
charakteristisch für zahlreiche ältere und auch neuere Arbeiten
auf dem Gebiete der Entwicklungslehre. Sie führt nach meiner
Meinung zu Unklarheiten in der ganzen Problemstellung.
W as Küster besonders beschäftigt hat, ist die Tatsache,
daß ein Rhythmus bei einer Pflanze zustande kommen kann
ohne merkbaren Wechsel eines Außenfaktors; er zog daraus den
gewiß nicht richtigen Schluß, daß überhaupt ein Außenfaktor
dabei nicht im Spiele sein kann. Wir werden noch viel auffallen-
dere Beispiele kennen lernen, in denen ein relativ sehr konstanter
Außenfaktor einen Rhythmus mitbestimmt. Es liegt keine Schwierig-
keit darin für denjenigen, der fest im Auge behält, daß weder die
Außemvelt allein, noch der Organismus allein, sondern nur beide
zusammen bei dem Rhythmus wirken. In einem der besprochenen
Fälle bringt es die begrenzte Nahrungsmenge in dem
kolloidalen Substrat mit sich, daß der Pilz nicht fort-
dauernd, sondern periodisch die Sporen bildet, da der Prozeß der
Sporenbildung so viel Nahrung in Anspruch nimmt, daß er erst
1 Von mir gesperrt.
Sitzungsberichte d. Heidelb. Akademie, math.-naturw. KU B. 1913. 5. Abh.
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