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Klebs, Georg; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1916, 4. Abhandlung): Zur Entwicklungsphysiologie der Farnprothallien: Erster Teil — Heidelberg, 1916

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https://doi.org/10.11588/diglit.34599#0043
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Zur Entwickelungs-Physiologie der Farnprothallien. (B. 4) 43
entweder die Bildung einer bestimmten Substanz veranlaßt oder
wenigstens die Wirksamkeit von ihr hervorruft. Die Nachwirkung
des Lichtes für das Wachstum in den nächsten 24 Stunden würde
dadurch erklärt werden. Bei den im Dunkeln keimenden Sporen
müßte diese Substanz schon in genügender Menge vorhanden sein.
Wir kennen die Substanz nicht, aber alles spricht bis jetzt dafür,
daß es sich um die Wirksamkeit von Fermenten handelt, die durch
das Licht bei den meisten Sporen erst erweckt wird und die bei
den im Licht erzogenen Keimlingen nur eine begrenzte Zeit be-
stehen bleibt.
Überblickt man die Ergebnisse der Versuche über den Einfluß
der Lichtintensität (Lichtstärke) und der Lichtdauer, so zeigt sich,
daß die erstere für die Entwicklung der Prothallien wesentlicher
erscheint als die letztere. Bei einer gegebenen Lichtstärke (ca.
4000 Kerzen, Osramlicht) kann die Lichtdauer sehr stark verkürzt
werden, mindestens bis auf eine Stunde Belichtung pro Tag.
Bei ununterbrochener Belichtung gibt es eine untere Grenze
der Lichtstärke, von der ab eine Prothallienbildung nicht mehr
möglich ist. Verkürzt man die Lichtdauer, so ergibt sich daraus, daß
dabei ein Wechsel von Licht und Dunkelheit erfolgt. Die gleiche
Zahl von Lichtstunden, die bei Unterbrechung durch Stunden
der Dunkelheit genügt für die Entwickelung der Prothallien,
genügt nicht, wenn die Lichtstunden direkt aufeinanderfolgen.
Das rührt davon her, daß die Nachwirkung der Belichtung in
der darauffolgenden Dunkelheit nach etwa zwei Tagen verschwindet;
selbst nach längerer Belichtung von Tagen oder Wochen hört
das Wachstum und die Teilung sehr bald im Dunkeln auf.
Die Frage ist noch nicht untersucht worden, ob oberhalb der
unteren Grenze der Lichtstärke das Reizmengengesetz innerhalb
gewisser Grenzen gültig ist, dessen Geltung für den Phototropismus
von BLAAUW und FRöscHEL nachgewiesen worden ist. Es ist
vorauszusehen, daß auch für die Bildung der Prothallien bei
stärkerer Belichtung eine kürzere Lichtdauer nötig ist als bei
schwächerer.

4. Die Wirkung des Tageslichtes.
Das Tageslicht, unterbrochen durch die Nacht, ist die normale
Bedingung für die Entwickelung der Farnprothallien. PRANTL
(1879, S. 3) erkannte die Bedeutung der Intensität für die Aus-
 
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