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Klebs, Georg; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1916, 4. Abhandlung): Zur Entwicklungsphysiologie der Farnprothallien: Erster Teil — Heidelberg, 1916

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https://doi.org/10.11588/diglit.34599#0076
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76 (B.4)

G. KLEBS:

Zustand der Zelle mit ihrer spezifischen Struktur. Aber das, was
wir ihre Entwickelung nennen, ist ein der Untersuchung zu-
gängliches, rein physiologisches Problem, das mit den Mitteln
physikalischer und chemischer Forschung in Angriff genommen
werden kann. Alle Anschauungen von der erblichen Fixierung
des Entwickelungsganges, wodurch das Problem als unlösbar der
unbekannten Struktur zugewiesen wird, sind für solche Fälle
sicherlich unrichtig; alle Annahmen von Kräften unbekannter
Art erscheinen unnötig.
Die wesentlichen Ergebnisse der Versuche über den Zusammen-
hang von Licht und Entwickelung der Farnprothallien von TkerN
sind folgende:
1. Die Sporenzelle wird durch das Licht zur Keimung an-
geregt; in nur seltenen Fällen können einzelne Sporen im Dunkeln
keimen. Die für die Keimung nötige Lichtintensität hegt noch
unterhalb 0.4 Hefner-Kerzen bei Anwendung des Osramlichtes.
Die Spore kann sich in verschiedener Weise entwickeln:
a) zu langen schlauchförmigen Zellen, die an der Spitze fort-
wachsen und später vereinzelte Querteilungen aufweisen; so in
schwachem Licht;
b) zu langen quergeteilten Fäden, die an der Spitze fort-
wachsen und sich immer wieder querteilen; so in etwas stärkerem
Licht. Die Zahl der Querteilungen nimmt mit steigender Licht-
intensität zu;
c) zu flächenförmigen Prothallien. Teilung in zwei Richtungen
des Raumes. Die Grenze der Lichtintensität liegt etwa zwischen
250 und 200 Kerzen Osramlicht. Nahe der Grenze sind die Pro-
thallien schmal und wachsen terminal. Bei hoher Intensität bildet
sich das seitliche Meristem aus; es entstehen herzförmige Pro-
thallien. Die erste Längsteilung am Keimfaden, die zur Prothallien-
bildung führt, tritt umso früher ein, je intensiver das Licht ist,
schon in der zweiten Zelle des Keimfadens bei einer Intensität
von ca. 8000 Kerzen (bei Ausschluß der Wärmestrahlen);
d) zu Prothallien, die in der Mitte durch Teilung in der dritten
Richtung des Raumes einen Zellkörper bilden: bei Lichtintensitäten
von ca. 500—1000 und noch mehr Kerzen. In dem Zellkörper
entstehen die Archegonien, während Antheridien bereits an rein
flächenförmigen Prothallien bei etwas niederer Intensität ent-
stehen.
 
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