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Weizsäcker, Viktor; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1917, 2. Abhandlung): Über die Energetik der Muskeln und insbesondere des Herzmuskels sowie ihre Beziehung zur Pathologie des Herzens — Heidelberg, 1917

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https://doi.org/10.11588/diglit.34625#0004
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4 (B. 2)

V. VON WEIZSÄCKER:

kommt". In dieser Hinsicht hat sich auch die Biologie heute von
den Materialisierungen einer früheren Epoche der Wissenschaft
schon weit entfernt.
Während die Thermodynamik der Physik eine allgemeingül-
tige Theorie darstellt, ist die ,,Thermodynamik des Muskels" eine
reine Deskription von Einzelbeobachtungen, von mathematischer
Darstellung kann nicht die Rede sein. Es können sich daher
Zweifel erheben, ob nicht das Wort Thermodynamik bei dem Mus-
kel allzu mißverständlich ist, eben weil es hier eine Beschreibung,
keine Theorie bedeutet, wie ja auch die älteren Forscher nur von
,,myothermischen Untersuchungen" gesprochen haben. Festzu-
halten ist daher in sprachlicher Beziehung, daß bei der ganzen
Übertragung der thermodynamischen Terminologie auf den Muskel
immer nur dies gemeint sein kann: Deskription der dynamischen
und zugleich der thermischen Vorgänge am Muskel, aber ohne die
Möglichkeit, die Hauptsätze der Wärmetheorie quantitativ anzu-
wenden.
Die ältere Literatur, insbesondere der Schulen von HEiDEN-
HAiN und FiCK sind in maßgebender Weise von 0. FRANK in seinem
Referate dargestellt worden. Das seither auf diesem Gebiete
Geleistete kritisch zusammenzufassen zu wollen, wäre verfrüht
und kann nicht die Absicht des Folgenden sein. Vielmehr sollen
darin nur einige neueren Ergebnisse mitgeteilt und mit den allge-
meinen Fragen der Physiologie und Pathologie in Beziehung ge-
setzt werden. Neben neuen Versuchen am Skeletmuskel mit
Thermosäule und Galvanometer ist in den letzten Jahren auch
die Energetik des Herzmuskels in Angriff genommen wor-
den. Dieses Organ stellt nun der thermoelektrischen Untersuchung
bisher erhebliche Schwierigkeiten entgegen. Dafür eignet es sich
im Gegensatz zum Skeletmuskel hervorragend für die Verbindung
von Stoff- und Gaswechselmessung mit der Registrierung der
mechanischen Leistung. Nach zwei Richtungen wird die Ener-
getik so erweitert: Die myothermischen Beobachtungen werden
durch Stoffwechselmessungen ergänzt und die Betrachtung er-
streckt sich jetzt auch auf das Herz. Sie rückt überdies dadurch,
daß das Warmblüterherz untersucht werden kann, der Physiologie
und Pathologie des -Menschen einen Schritt näher und hieran
gebührt das erste Verdienst der ausgezeichneten Forscherarbeit
des allzufrüh verstorbenen E. RonDE. In einer die thermischen
Messungen und die Stoffwechselmessungen vereinigenden Über-
 
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