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(B- 2)
Y. VON WEIZSÄCKER:
nach der Kontraktion erscheint. BERNSTEIN erhebt, wie mir
scheint, gerechtfertigte theoretische Einwände gegen HiLLS Berech-
nungsweise. Immerhin glaubt auch BERNSTEIN, daß erhebliche
Mengen (etwa %) nach der titanischen Kontraktion gebildet werden.
Dagegen dürften BERNSTEINS und LESSERS Versuche am glatten
Muskel des Froschmagens nichts gegen Hirns Befunde beweisen.
Daß beim Froschmagen der Hauptteil der Wärmebildung schon
in der Crescente der Kontraktion stattfindet, kann auch so gedeu-
tet werden, daß bei der Kontraktionsdauer von 150—180 Sekun-
den die jedem Differential der Kontraktion folgende Wärmebil-
dung großenteils noch in den Gesamtablauf der Kontraktion
naturgemäß hineinfällt. Diese Wärme erscheint vor beendigter
Kontraktion, darum aber doch nicht notwendig vor dem Vorgang
der Zusammenziehung überhaupt. Ebensogut kann die Reihen-
folge umgekehrt sein; der Unterschied zwischen quergestreiftem
und glattem Muskel liefe dann darauf hinaus, daß beim glatten
Muskel eine vollständigere Überlagerung der Kurve der Zusam-
menziehung mit der Kurve der Wärmebildung stattfände. Je
langsamer eine Kontraktion erfolgt, um so eher ist solch eine
Überlagerung zu erwarten. Gegen das Nachfolgen der Wärme-
produktion beweisen die Versuche von BERNSTEIN und LESSER
daher noch nichts.
IdiLL fand ferner, daß zwar in den ersten Sekunden nach der
Erregung im sauerstoffreien Medium die Wärmebildung vielleicht
etwas träger abläuft, daß aber die spätere bis 3 Minuten nach der
Kontraktion gebildete Wärmemenge im Stickstoff überhaupt in
Wegfall kommt. Die oben mitgeteilte Unabhängigkeit der Wärme-
bildung vom Sauerstoff gilt daher lediglich für die sog. ,,initiale
Wärmebildung", die erste, explosionsartige, mit der Kontraktion
nachfolgende Befreiung thermischer Energie. Sie gilt nicht für die
erfolgende, ihrer Quantität nach zwar umstrittene, aber sicher
vorhandene ,,verzögerte Wärmebildung". Über die Abgrenzung
der Begriffe der initialen und der verzögerten Wärmebildung
können nur weitere Versuche mit genauester Berücksichtigung der
instrumenteilen Faktoren Aufschluß geben. Das bisher bekannte
Material erlaubt jedoch den Schluß, daß die Entziehung des Sauer-
stoffes, sowie die Unterdrückungen der Oxydationen durch Blau-
säure innerhalb gewisser zeitlicher Grenzen weder die Arbeits-
fähigkeit des Muskels merklich stört, noch auch den Nutzeffekt
der unmittelbar mit der Kontraktion zusammenhängenden
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Y. VON WEIZSÄCKER:
nach der Kontraktion erscheint. BERNSTEIN erhebt, wie mir
scheint, gerechtfertigte theoretische Einwände gegen HiLLS Berech-
nungsweise. Immerhin glaubt auch BERNSTEIN, daß erhebliche
Mengen (etwa %) nach der titanischen Kontraktion gebildet werden.
Dagegen dürften BERNSTEINS und LESSERS Versuche am glatten
Muskel des Froschmagens nichts gegen Hirns Befunde beweisen.
Daß beim Froschmagen der Hauptteil der Wärmebildung schon
in der Crescente der Kontraktion stattfindet, kann auch so gedeu-
tet werden, daß bei der Kontraktionsdauer von 150—180 Sekun-
den die jedem Differential der Kontraktion folgende Wärmebil-
dung großenteils noch in den Gesamtablauf der Kontraktion
naturgemäß hineinfällt. Diese Wärme erscheint vor beendigter
Kontraktion, darum aber doch nicht notwendig vor dem Vorgang
der Zusammenziehung überhaupt. Ebensogut kann die Reihen-
folge umgekehrt sein; der Unterschied zwischen quergestreiftem
und glattem Muskel liefe dann darauf hinaus, daß beim glatten
Muskel eine vollständigere Überlagerung der Kurve der Zusam-
menziehung mit der Kurve der Wärmebildung stattfände. Je
langsamer eine Kontraktion erfolgt, um so eher ist solch eine
Überlagerung zu erwarten. Gegen das Nachfolgen der Wärme-
produktion beweisen die Versuche von BERNSTEIN und LESSER
daher noch nichts.
IdiLL fand ferner, daß zwar in den ersten Sekunden nach der
Erregung im sauerstoffreien Medium die Wärmebildung vielleicht
etwas träger abläuft, daß aber die spätere bis 3 Minuten nach der
Kontraktion gebildete Wärmemenge im Stickstoff überhaupt in
Wegfall kommt. Die oben mitgeteilte Unabhängigkeit der Wärme-
bildung vom Sauerstoff gilt daher lediglich für die sog. ,,initiale
Wärmebildung", die erste, explosionsartige, mit der Kontraktion
nachfolgende Befreiung thermischer Energie. Sie gilt nicht für die
erfolgende, ihrer Quantität nach zwar umstrittene, aber sicher
vorhandene ,,verzögerte Wärmebildung". Über die Abgrenzung
der Begriffe der initialen und der verzögerten Wärmebildung
können nur weitere Versuche mit genauester Berücksichtigung der
instrumenteilen Faktoren Aufschluß geben. Das bisher bekannte
Material erlaubt jedoch den Schluß, daß die Entziehung des Sauer-
stoffes, sowie die Unterdrückungen der Oxydationen durch Blau-
säure innerhalb gewisser zeitlicher Grenzen weder die Arbeits-
fähigkeit des Muskels merklich stört, noch auch den Nutzeffekt
der unmittelbar mit der Kontraktion zusammenhängenden