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Weizsäcker, Viktor; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1917, 2. Abhandlung): Über die Energetik der Muskeln und insbesondere des Herzmuskels sowie ihre Beziehung zur Pathologie des Herzens — Heidelberg, 1917

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https://doi.org/10.11588/diglit.34625#0029
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Über die Energetik der Muskeln.

(B. 2) 29

tung vor. Auch hier zeigt sich insofern ein Unterschied gegenüber
dem Warmblüter, als die Kontraktilität weniger leicht zu beein-
trächtigen ist. Überall aber ist die Kontraktilität unvergleichlich
stärker mit betroffen, als bei der Cyanvergiftung, selbst da, wo die
Arbeit weniger stark herabgesetzt erschien als der Sauerstoff-
verbrauch.
Ein Verhalten, welches dem des Warmblüterherzen etwa ent-
spricht, findet man erst dann, wenn man mit den Konzentrationen
beträchtlich weiter in die Höhe geht. Alsdann findet man, daß
stets zuerst die Fähigkeit der Zusammenziehung erlischt, und erst
bei viel höherer Konzentration auch die Oxydation. Ja noch mehr:
Man findet, daß es in vielen Fällen überhaupt nicht gelingt, den
Auf brauch von Sauerstoff durch jene Substanzen völlig zu unter-
drücken. Der schroffe Gegensatz, der in dieser Beziehung am Frosch-
herzen zwischen der Wirkung der Cyanide und der indifferenter
Narkotika besteht, wird besonders deutlich, wenn man die maxi-
malen, die Kontraktion völlig aufhebenden Konzentrationen ver-
gleicht mit denjenigen, welche die Oxydationen auf ein Minimum
herabdrücken.

Völlige Aufhebung
der Kontraktilität bei
KCN ca. 0.05%
NaCN ,, 0.07%
Äthylalkohol 7—8%
Amylalkohol 1.5—1.7 %
Äthylurethan 1.5—2%
Phenylurethan 0.95%

Oxydationen
noch nachweisbar bei
O.OOo 0.003% ] fast komplette
0.005—0.003%} Hemmung
12—20%
2- 3%
4- 6%
0.1—0.2%

Wie die Tabelle zeigt, liegen bei den Cyaniden die arbeits-
hemmenden Konzentrationen um das zehnfache höher, bei den
Alkoholen und Urethanen um die Hälfte niedriger als die oxy-
dationshemmenden. Deutlich geht auch aus dieser Tabelle die
Regel der homologen Reihen hervor, wie sie schon VERNON be-
stätigt fand.
Es kann nach diesen Ergebnissen als erwiesen gelten, daß die
Wirkung der indifferenten Narkotika von einer pri-
mären Oxydationshemmung prinzipiell verschieden ist.
Sie besteht vielmehr in einer Lähmung des arbeitliefernden Mecha-
nismus und bei höheren Konzentrationen wohl sicher auch, aber
in zweiter Linie, der Oxydation. Es lassen sich noch verschiedene
 
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