Sitzungsberichte der
Heidelberger Akademie der Wissenschaften

30 (B. 2)

Y. VON WEIZSÄCKER:

Beobachtungen anführen, welche die beiden Typen der Beeinflus-
sung als grundsätzlich verschieden erkennen lassen. Betrachtet
man die Kontraktionskurven solcher Vergiftungsversuche, so
findet man bei Cyaniden mit kompletter Oxydationshemmung
zunächst einige Minuten gleich bleibende und alsdann eine ganz
allmählich abnehmende Kontraktionshöhe, bis die Leistung auf
Null herabsinkt. Bei den indifferenten Narcoticis dagegen tritt
nach wenigen Schlägen ein Abfall auf eine bestimmte Höhe ein,
welche unter Umständen stundenlang beibehalten werden kann, wie
dies schon VERNON richtig beschreibt. Der Erwähnung wert ist
ferner, daß ich an Cyanherzen niemals Tonuszunahmen bemerkt
habe. Es scheint, als ob Tonuserhöhung und Kontraktur zu ihrem
Zustandekommen der Oxydationen sogar bedürften. Denn schon
GRÜNWALD sah, daß bei Digitalinvergiftungen der Stillstand
stets in Diastole erfolgt, wenn Sauerstoffmangel besteht. Ich selbst

habe gesehen, daß ebenso das Cyanherz durch Strophantin nicht
zu systolischem Stillstand zu bringen ist. Im Gegensatz dazu haben
die Narcotika, besonders die höheren Glieder der Reihen, die
Tendenz, den Tonus des Herzens zu steigern und event. Kontrak-
tur herbeizuführen. Hierauf wird alsbald zurückzukommen sein.
Die Reizschwelle für elektrische Reize wird durch Cyanide
wie gesagt nicht verändert, durch Alkohole und Urethane sowie
durch Chloralhydrat meist deutlich, oft sogar sehr stark erhöht,
z. B.:
Vers. No.
42
Phenylurethan Roüen-Abstand
— 152
m
750
122
43
—
103
m
1500
84
104
44
—
100
m
1500
96—86
45
—
102
m
900
76

140