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Weizsäcker, Viktor; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1917, 2. Abhandlung): Über die Energetik der Muskeln und insbesondere des Herzmuskels sowie ihre Beziehung zur Pathologie des Herzens — Heidelberg, 1917

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https://doi.org/10.11588/diglit.34625#0031
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Über die Energetik der Muskeln.

(B.2) 31

Da somit erwiesen ist, daß die indifferenten Narkotika unmittel-
bar den arbeitliefernden Mechanismus der Muskelzelle hemmend
beeinflussen, so bleibt nur die Frage zu beantworten: Wie ist in
diesen Fällen die gleichzeitige Herabsetzung, der Oxydation zu
erklären ?
Offenbar ist die Antwort gar nicht zu trennen von unseren
allgemeinen Anschauungen darüber, wie dieser arbeitliefernde
Mechanismus und die Verbrennungen zeitlich und kausal zueinander
stehen. Denn nur zwei Möglichkeiten, die auch beide zugleich ver-
wirklicht sein können, kommen in Betracht. Entweder ist die
Herabsetzung der Oxydationen die Folge der Arbeitshemmung,
oder sie ist unabhängig von dieser einer direkten Einwirkung der
Narkotika zuzuschreiben. Um dies zu entscheiden, habe ich die
oxydationshemmenden Konzentrationen am ruhenden Herzen
festzustellen versucht. Die Frage, ob die arbeithemmenden Kon-
zentrationen auch die Oxydationen als solche am ruhenden Muskel
schon merklich herabsetzen, ist noch nicht befriedigend gelöst.
Dagegen ergab sich mit Sicherheit, daß Konzentrationen, welche
die Arbeitsfähigkeit vernichten, den Sauerstoffverbrauch des
ruhenden Herzens nicht nur z.T. fortbestehen lassen, sondern unter
Umständen sogar zu steigern vermögen. (Anhang, Tabelle 3.)
Beide Tatsachen gehen aus der Tabelle klar hervor (vgl. auch
Tab. S. 31). Vielfach sind Oxydationssteigerungen mit Kontrak-
turen des Herzens verbunden. Oft folgen dauernde Schädigungen
auf die Vergiftungsperiode, zuweilen ist die Störung sogar völlig
irreversibel. Es ist klar, daß hier besondere Störungen des Zell-
mechanismus vorliegen, welche die einfach hemmenden Wirkungen
überlagern, ausgleichen. Es liegt eine Reihe von Beobachtungen
vor, welche in dieses Gebiet gehören dürften. So erwähnt RoHDE
beiläufig in einem Fall von Stillstellung des Herzens durch Ghloral-
hydrat eine Steigerung des Sauerstoff Verbrauchs gesehen zu haben.
Als Regel aber hat er einen hohen Sauerstoffverbrauch im systo-
lischen Stillstand bei Strophantin gefunden^. Ähnliches, wenn
auch in viel geringerem Maße, sah G. GoTTSCHALiG bei der Stro-
phantinvergiftung des Froschherzens. Fast überall also beobachtet
man gleichzeitig Kontraktur oder wenigstens Tonuserhöhung und
der ganze Erscheinungskomplex erinnert unwillkürlich an die
Totenstarre und die besonders von FLETCHER studierten Verhält-
nisse der Milchsäure- und Kohlensäurebildung bei dieser, sowie
bei der Wirkung des Chloroforms. Sollte die Vermutung, daß
 
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