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Weizsäcker, Viktor; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1917, 2. Abhandlung): Über die Energetik der Muskeln und insbesondere des Herzmuskels sowie ihre Beziehung zur Pathologie des Herzens — Heidelberg, 1917

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https://doi.org/10.11588/diglit.34625#0037
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Über die Energetik der Muskeln.

(B. 2) 37

davon durch Reibung usw. verloren geht. Die in einem früheren
Abschnitt ausgesprochene Ansicht, daß das Verhältnis zwischen
Arbeitsfähigkeit und Gesamtumsatz unter normalen, stationären
Verhältnissen konstant sei, diese Ansicht ist daher im physi-
kalischen Sinne keine Hypothese, sondern eine Notwendig-
keit. Es kann sich nur darum handeln, die maschinelle Rei-
bung, den gleichsam technisch bedingten Verlust der Muskel-
maschine und seine Ursachen zu studieren. Auch ist in diesem
Zusammenhang daran zu erinnern, daß auch für die unbelebte
Natur die Gewinnung maximaler Arbeit einen nie realisierten
Grenzfall darstellt. Denn Gewinnung maximaler Arbeit ist an einem
isotherm und dabei reversibel geleiteten Prozeß gebunden, eine
Bedingung, der nur bei unendlicher Langsamkeit des Vorganges
genügt werden könnte, also bei einem Vorgang, der nicht real ist.

B. Pathologie.
Selbst ein Teil der Physiologie kann die pathologische Phy-
siologie des Herzens in elementarer Beziehung nichts Neues mehr
bringen. Was pathologische Physiologie sucht, sind nicht die ele-
mentaren Eigenschaften der lebenden Substanz, sondern jener
individuelle Aufbau aus dem Elementaren, den wir mit dem Be-
griffe der Krankheit eben bezeichnen. Das ,,Gesunde" und das
,,Krankhafte" sind so stets zusammengesetzte Erscheinungen,
Zustände, die ein Zusammenwirken von Funktionen und Organen
betreffen. Die physiologischen Elemente sind beiden gemeinsam.
Mit der Zusammengesetztheit wächst auch die Schwierigkeit
der Analyse und leider ist pathologische Physiologie zuweilen mehr
eine Kunst der Analogien, denn eine unmittelbare Erfahrung.
Der Fehler mancher physiologisch-pathologischen Erklärungen
liegt aber nicht daran, daß sie physiologisch sein wollen, sondern
daran, daß sie zu analogienhaft sind und das Elementare an die
Stelle des höchst Zusammengesetzten setzen. Die Schwierigkeiten,
die sich ergeben, wenn das Zusammengesetzte aus dem Einfachen
erklärt und anderseits, wenn das Elementare aus dem Kompli-
zierten herausgeschält werden muß, sind unvermeidlich, not-
wendig, und stammen aus derselben Quelle. Ebenso aber ent-
spricht es auch ein- und derselben Begriffsverwirrung, wenn man
 
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