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Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1917, 3. Abhandlung): Zur Entwicklungsphysiologie der Farnprothallien: Zweiter Teil — Heidelberg, 1917

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https://doi.org/10.11588/diglit.34626#0118
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118 (B. 3)

G. KLEBs:

Bei diesen Untersuchungen ist die Frage nicht berührt worden,
ob nicht eine Änderung der spektralen Zusammensetzung bei dem
Durchgang durch die Zellen eintritt und bei der Krümmung mit-
wirkt. Nach BLAAUW (1909, S. 68) ist die Wirkung der schwächer
brechbaren Strahlen auf die phototropische Krümmung äußerst
gering; bei X 534 ist die Lichtempfindlichkeit 2600mal geringer
als im Dzchgu (X 465). Vielleicht hängt das damit zusammen, daß
die schwächer brechbaren Strahlen zu gleichmäßig das Wachs-
tum der beiden antagonistischen Seiten beschleunigen, während
im stärker absorbierten blauen Licht die zunächst getroffene Seite
in ihrem Wachstum verzögert wird. Im gemischten Licht könnte
bei Pflanzenstengeln die Hinterseite relativ mehr rotes Licht erhal-
ten und dadurch in ihrem Wachstum beschleunigt werden. Wie es
sich auch damit verhalte, der Nachweis der energetischen Licht-
wirkung bei TAePu^^Au^, wie überhaupt beim Photo-
tropismus, macht es nur noch wahrscheinlicher, daß die Licht-
wirkung beim Wachstum der Farnkeimlinge in die gleiche Gruppe
photochemischer Vorgänge gehört.
Indessen wird ein Hauptteil der PFEFFERSchen Darlegung
über die große Bedeutung auslösender Vorgänge nicht verändert.
Alle Entwickelungsvorgänge beruhen auf inneren Stoffwechsel-
prozessen, und diese sind nach unserer heutigen Kenntnis auf das
engste mit mannigfaltigen fermentativen Wirkungen verknüpft,
die PFEFFER (1897, S. 10) konsequent unter seinen Begriff der
Reize bringt. Alan hat sich allerdings daran gewöhnt, den Aus-
druck nicht zu verwenden, besonders nachdem durch die grund-
legende Arbeit BREDiGs (1901) die große Übereinstimmung der
Fermente mit den aus der Chemie bekannten Katalysatoren allge-
mein anerkannt worden ist. Ein Katalysator ist nach OsTWALDs
Definition eine Substanz, die die Geschwindigkeit einer freiwillig,
aber sehr langsam verlaufenden Reaktion beschleunigt, ohne
in die Reaktionsgleichung einzugehen. Sofern das wirklich richtig
ist, liefert er keine Energie; er ist nicht imstande das Gleich-
gewicht selbst irgendwie zu verändern. Alan erkennt aber heute
mehr und mehr, daß diese Definition erweitert werden muß, da
es Fälle gibt — und sie sind wohl die häufigeren bei Organismen
— in denen der Katalysator in chemische Bindung mit den rea-
gierenden Substanzen tritt. Dann aber kann sehr wohl eine Ver-
schiebung des Gleichgewichtes erfolgen, der Katalysator kann selbst
Arbeit leisten (vgl. HÖRER 1911, K. 14). Da diese Beziehungen des
 
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