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Lauterborn, Robert ; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1918, 1. Abhandlung): Die geographische und biologische Gliederung des Rheinstroms, 3 — Heidelberg, 1918

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https://doi.org/10.11588/diglit.38876#0064
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56 (B. 1)

Robert Lauterborn:

Die Vogelwelt dieser offenen seeartigen Meere steht an Arten-
zahl beträchtlich hinter derjenigen der nahrungsreicheren Rohr-
sümpfe zurück. Der weite Spiegel wird zur Brutzeit hauptsächlich
von Colymbus cristatus, Fulica atra, Anas boscas, weiter von krei-
senden Möven und Seeschwalben wie Laras ridibundus, Sterna
hirundo, zur Zugzeit weiter von zahlreichen nordischen Enten
belebt; auch Circus aeruginosus und Phalacrocorax carbo erscheinen
regelmäßig, ln den angrenzenden Sumpfwiesen brüten Limosa
limosa, Totanus totanus, Pavoncella pugnax und stellenweise auch
noch Gallinago media.
Rohr sümpfe. — Rohrsümpfe gehören zu den charakte-
ristischsten Formationen des Niederrheins. Das reichste Tier- und
Pflanzenleben bergen sie im Delta, wo sie namentlich verlandende
Meere und alte abgebaute Torfbrüche erfüllen. Als Beispiele für
diese Gewässer mögen das Naarder Meer und die Nieukoopschen
Plassen dienen, die ich beide untersuchen konnte.
Das Naarder Meer, östlich von Amsterdam zwischen den
Städten Muiden und Naarden unweit der Zuidersee gelegen, um-
faßt einen Flächenraum von 700 Hektaren, von denen 300 auf das
Wasser entfallen. Früher bereits einmal mit fast völliger Aus-
trocknung bedroht, stellt es heute einen riesigen Rohrsumpf dar,
von zahlreichen geraden Kanälen durchzogen, die sich an ein-
zelnen Stellen zu offenen seeartigen Flächen erweitern. Die Haupt-
masse der Vegetation bildet das Schilfrohr Phragmites communis
in förmlichen Wäldern, begleitet von Scirpus lacuster, der in größeren
Horsten auch das freie Wasser durchsetzt, Sc. Tabernaemontani,
Typha angustifolia, Sparganium ramosum\ die lichten Ränder
entlang der Kanäle besetzen buntgemischte Bestände von hoch-
hahnigen Carex-Arten, Acorus calamus, Iris pseudacorus, Rumex
hydrolapathum, Cicuta virosa, Siam latifolium, Peucedanum palustre,
Ulmaria pentapetala, Lysimachia vulgaris, Lythrum salicaria,
Eupatorium cannabinum, Stachys palustris, Mentha aquatica, Son-
chus paluster, Aspidium thelypteris usw., vielfach von kletternden
Solanum dulcamara sowie Convolvulus sepium umflochten. Da
und dort auftauchende kleine Inseln sind mit Weiden und Erlen
bestanden.
Überaus üppig ist auch die Vegetation im Wasser selbst ent-
wickelt. Den 1—1,5 m tiefen Grund bedecken oft weithin wiesen-
 
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