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Lauterborn, Robert ; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1918, 1. Abhandlung): Die geographische und biologische Gliederung des Rheinstroms, 3 — Heidelberg, 1918

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https://doi.org/10.11588/diglit.38876#0077
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Die geographische und biologische Gliederung des Rheinstroms. III. (B.l) 69
Auch in die stehenden Gewässer des Binnenlandes sind
eine Anzahl Brackwasserformen eingedrungen und haben sich
durch das Netz der Kanäle und Flüsse weit über die unter dem
Meeresspiegel liegende Niederung verbreitet. Das Plankton der
Seen besitzt neben einzelnen verschleppten Zellen der großen
Coscinodiscus-Arten in Chcietoceras Muelleri des Kaager Meeres eine
charakteristische Diatomee küstennaher Binnengewässer; in Gräben,
Sümpfen, Kanälen und Flüssen wuchert überall die Ulvacee Entero-
morpha, besondes E. intestinalis und E. compressa, die in Holland
eine der gemeinsten Algen bildet; auchFaucheria dichotoma\d,\\ pilus
des Naarder Meeres und der Nieukoopschen Plassen gehört hierher.
Von Brackwassertieren fehlt Cordylophora lacustris kaum einem
geeigneten Gewässer, Baianus improvisus findet sich noch in der
Umgebung von Leiden, Neomysis vulgaris im Kaager Meer, der
kleine Taschenkrebs Pilumnus tridentatus bei Haarlem, im Alk-
marer Meer sowie in der Amstel bei Uithoorn weit ober deren
Mündung, Palaemonetes varians in Poldergew'ässern Nordhollands,
Corophium lacustre in schwach brackischem Wasser bei Haarlem,
Membranipora membranacea var. erecta im Alkmaarer Meer.
Von Fischen kommt Pleuronectes fieses hinzu, selbst Zoarces vivi-
parus wurde früher im Haarlemer Meer gefangen. Eingehendere
Untersuchungen dürften die Zahl und die Fundorte dieser
Brackwasserformen sicher noch beträchtlich vermehren.
Elemente der Tier- und Pflanzenwelt des Nieder-
rheins und seiner Umgebung. — Der Niederrhein zieht mit
seinen Mündungsarmen gerade dort gegen das Meer, wo der bis
zur Zuidersee ost-westlich gerichtete Verlauf der Küste nach Süd-
westen umbiegt. Ostwärts steht dadurch die Niederung in unmittel-
barer Verbindung mit der weiten norddeutschen Tiefebene, die
sich in den Steppen Rußlands verliert, südwestwärts öffnet sie
sich bei der Mündung des Rheins gegen jenes Flachland, das ent-
lang der Küsten von Frankreich und Belgien heranzieht. So be-
rühren und durchdringen sich die Tiere und Pflanzen, die dem Lauf
des Stroms von Süden her folgen, am Niederrhein mit denen einer
stark von Norden und teilweise auch von Osten her biologisch
beeinflußten Ebene sowie mit solchen, die dem milden atlantischen
Westen entstammen. Daneben bergen die Heiden und Moore des
Gebietes auch zahlreiche Arten, die an den oberen und mittleren
Strecken des Rheins vorherrschend auf die Hochmoore der Ge-
 
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