Über Gleiohheit. und Identität..
15
im besonderen vorzustellen oder gar empirisch nachzuweisen
sei, müssen wir den theoretischen Erwägungen überlassen.
zu denen ja die Psychologen manchmal noch neben ihren Ex-
perimenten sich entschließen.
Diese Verhältnisse sind geeignet, ein deutliches Licht auf
die prinzipielle Verschiedenheit von psychologischer und logi-
scher Betrachtung des „Denkens“ zuwerfen. Denn drittens ergibt
sich nun aus den obigen Darlegungen die Art und der Sinn
des Wahrheitswertes, der den Gleichheitsurteilen zukonunt.
Er besteht nicht in der Übereinstimmung mit einem Gegenstande,
aucli nicht mit einem psychischen Gegenstande. Denn er be-
trifft niclits als ein Verhält.nis, da.s von den aufeinander im Ur-
teil bezogenen Inhalten gilt. Wir haben darin vielieicht die ein-
fachste, aber gerade darum einleuchtendste Form desjenigen. was
die moderne Logik mit dem durch Lotze 37) üblich gewordenen
Terminus ,,Gelt.en“ meint oder meinen sollte: kein Abbild, keine
Aufnahme oder Wiedergabe, keine Wiederholung eines Gegen-
standes oder eines gegenständlichen Verhältnisses, sondern eine
„nur“ im Denken selbst begründete Beziehung zwischen seinen
Inhalten. Es ist, von weittragender, hier nicht mehr zu ver-
folgender Bedeutung, daß diese erkenntnistheoretische Wertung
der „Gleichheit“ sich auf das ganze System der daraus ab-
zuleitenden reflexiven Kategorien erstreckt, und zwar gleich-
mäßig auf beide Reihen, auf die Kategorien der Quantität, die
aus dem Zählen des Gleichen im Verhältnis des Ganzen ,zu
seinen Teilen erwachsen, und auf die „diskursiven“ Denk-
formen der Gattungsbegriffsbildung und des analytischen
Schließens, die sämtlich in der ,,Reflexio]) auf das Gleiche“
als das Ergebnis der „Komparation“ und der „Abstraktion“
begründet sind. 38) Alle in diesen Kategorien ablaufenden TJr-
teile haben an sich diese rein logische Bedeutung des Geltens,
und erst durch zum Teil verwickelte Umgestaltungen erstrecken
sie sich aus dem idealen Bereiche des Geltens in die realen
Gebiete des Seins und des Geschehens hinüber. Damit aber
gerade wandeln sie sich in konstitutive Kategorien.
III.
Aus der Gleichheit wira auf diese Weise die Identität.
Wo 'diese in dem oben entwickelten transzendentalen Sinne ge-
37) Logik (1874), § 316ff.
38) Die Termini nacli Kant, Logik, hrsg. v. Jäsche, § 6.
15
im besonderen vorzustellen oder gar empirisch nachzuweisen
sei, müssen wir den theoretischen Erwägungen überlassen.
zu denen ja die Psychologen manchmal noch neben ihren Ex-
perimenten sich entschließen.
Diese Verhältnisse sind geeignet, ein deutliches Licht auf
die prinzipielle Verschiedenheit von psychologischer und logi-
scher Betrachtung des „Denkens“ zuwerfen. Denn drittens ergibt
sich nun aus den obigen Darlegungen die Art und der Sinn
des Wahrheitswertes, der den Gleichheitsurteilen zukonunt.
Er besteht nicht in der Übereinstimmung mit einem Gegenstande,
aucli nicht mit einem psychischen Gegenstande. Denn er be-
trifft niclits als ein Verhält.nis, da.s von den aufeinander im Ur-
teil bezogenen Inhalten gilt. Wir haben darin vielieicht die ein-
fachste, aber gerade darum einleuchtendste Form desjenigen. was
die moderne Logik mit dem durch Lotze 37) üblich gewordenen
Terminus ,,Gelt.en“ meint oder meinen sollte: kein Abbild, keine
Aufnahme oder Wiedergabe, keine Wiederholung eines Gegen-
standes oder eines gegenständlichen Verhältnisses, sondern eine
„nur“ im Denken selbst begründete Beziehung zwischen seinen
Inhalten. Es ist, von weittragender, hier nicht mehr zu ver-
folgender Bedeutung, daß diese erkenntnistheoretische Wertung
der „Gleichheit“ sich auf das ganze System der daraus ab-
zuleitenden reflexiven Kategorien erstreckt, und zwar gleich-
mäßig auf beide Reihen, auf die Kategorien der Quantität, die
aus dem Zählen des Gleichen im Verhältnis des Ganzen ,zu
seinen Teilen erwachsen, und auf die „diskursiven“ Denk-
formen der Gattungsbegriffsbildung und des analytischen
Schließens, die sämtlich in der ,,Reflexio]) auf das Gleiche“
als das Ergebnis der „Komparation“ und der „Abstraktion“
begründet sind. 38) Alle in diesen Kategorien ablaufenden TJr-
teile haben an sich diese rein logische Bedeutung des Geltens,
und erst durch zum Teil verwickelte Umgestaltungen erstrecken
sie sich aus dem idealen Bereiche des Geltens in die realen
Gebiete des Seins und des Geschehens hinüber. Damit aber
gerade wandeln sie sich in konstitutive Kategorien.
III.
Aus der Gleichheit wira auf diese Weise die Identität.
Wo 'diese in dem oben entwickelten transzendentalen Sinne ge-
37) Logik (1874), § 316ff.
38) Die Termini nacli Kant, Logik, hrsg. v. Jäsche, § 6.