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Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph; Schelling, Caroline; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]; Frank, Erich [Bearb.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1912, 1. Abhandlung): Rezensionen über schöne Literatur von Schelling und Caroline in der Neuen Jenaischen Literatur-Zeitung — Heidelberg, 1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.32876#0034
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Erich Frank :

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worderi, die nicht eben aus der ersten Hand an die Vf. gekommen seyn muß.
So hat sich vermuthlich der Mißgriff eingeschlichen, den Urheber der Wissen-
schaftslehre rn.it Magneten, Metallen und der vier Weltstriche Richtung zu in-
commodiren. In einem anderen Sonett ist er jedoch besser getroffen :
Sey mir willkommen dann friedsel’ge*) Klarheit.
Die Wesen, die sich Deinem Schoß entfalten
Sind Diener, ich der Herr, mein ist clie Wohnung.
Von Selbstvernichtung wird manches verhandelt, vom Tode, der Leben
ist, vom Doppeltode der folglich ein doppeltes Leben ist, und dem das Uns
als WahrheU ersteht. Die Liebe zeigt sich glutvoll und wuthvol!, strafend und
anbetend. Wo sie sich sinnlich äußert, da scheint sie es nur um der höchsten
Ansichten der Physik willen zu thun. Es ist damitzwar nur eine etwas anders
modificirte Epoche cler Empfmdsamkeit eingetreten, wie zu Werthers Zeiten,
die aber bey weitem nicht so unschädlich ist. Zum eigentlichen Todmachen
ist diese zu stolz ; dagegen bringt sie alles Große um, was sie in ihren
kleinen Kreis hineinzuziehen sucht, und tödtet sich selbst in ihrer Erscheinung.
Das simple Lieben behält, wenn es auch der hundertste neun und neunzigen
nachspricht, immer etwas erfreuliches und wahres ; es läßt sich daran
glauben ; allein die complicirle Empfmdung verräth sich, sobald sie nicht ächt
ist, als eine reine Nichtempfindung. Man muß nicht darüber rechten, daß die
Empfmdsamkeit, wenn man sie über allc Berge glaubt, sich immer wieder
einstellt, wir können sie eben nicht los werden, sie gehört zu unserer Natur,
wenigstens von der christlichen Zeitrechnung an : nur wäre zu wünschen,
daß ein jeder seine eigene hätte, und sich nicht mit einer frernden quälte. Das
Individuelle ist ihr mütterlicher Boden ; auf diesem will sie aber auch wirk-
lich entsprossen seyn, um-einen Werth zü liaben. Gebricht es ihr an eigener
Kraft oder Erfindung, und sie giebt sich deswegen einer außer ihr seyenclen
mit Liebe und Bewunclerung hin : so liegt selbst in dieser persönlichen An-
hänglichkeit noch etwas, das mehr ist, als ein tönendes Erz uncl eine klingende
Schelle, und ihr helfen würde, vor gewissen Dingen eine geziemende Scheu
zu bewahren, welches aber keineswegs zu thun, sondern frech an dem Heilig-
thume der Natur und der Kunst Kirchenraub zu begehen, die Sentimentalität
unserer Tage bezeichnet. Wenn doch besonders unsere schreibende Jugend
clie Kräfte des Ilimmels und der Erden ruhen ließe, bis'sie durch stilles
fleißiges Forschen sie irn eigenen Wahrnehmen erkennen lernte, statt sie bloß
auswendig zu wissen, und dann mit ihren wundervollen Beziehungen wie mit
den Reimen zu spielen. Legen sie wohl einen tieferen Sinn hinein, als claß sie
ihnen, wie diese, dazu dienen, Gedichte zu verfertigen? Der Taschenspieler
aber, der die Eigenschaften der Dinge zu seinen Künsten gebraucht, ist respec-
tabler, als wer in Worten und Bildern sie mißbraucht.
Dagegen ist es freylich nur lächerlich, wenn sie auf ihr Leben, ihre Er-
fahrung eine würclige Rolle wollen spielen lassen, wenn sie, was Männer, die,
durch ursprüngliche Gaben schon ausgezeichnet, apf einem großen Schauplatz
standen, die öffentlichen Angelegenheiten oder den Gang der Wissenschaften
gelenkt, die Mühen und Herrlichkeiten der Welt durch eigenes Geschick er-
fahren, oder in stiller Contemplation ergründet hatten, dann in Bezug auf ein

) Es heißt „feindselige“, Musen-Almanach, S. 12. (Anm. des Ilerausg.)
 
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