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Erich Frank :
Tableau, wie dieses seyn soll, auf eine lebendige Weise aufzustellen, als daß
ein Yater Sohn und Tochter tödtet, daß ein Lied zur Leyer gesungen wird, und
einige rasche Trochäen an den Calderone erinnern, die eben darum jeden
Freund des Calderone mit Widerwillen erfüllen müssen. — Nero und Cato ein
Gespräch von f und Fabio und Clara, eine Novelle von Rosa Marie, wollen wir,
das erste als gänzlich verfehlt und geschmacklos, die andere als gar unschädlich
und unbedeutend, übergehen ; die Beyträge des Pellegrin aber deßwegn, wei!
wir ihnen eine andere Stelle wünschten ; sie vermögen an sich nicht für die
schlechten Nachbarn zu bezahlen ; in besserer Gesellschaft aber könnten sie
vielleicht auch besser werden. — Was kann man zu der Yision : Adelberts
Fabel oder dem Mährchen Alfonso sagen, als daß sie nachgemachte Schatten
von Schatten sind, aller ursprünglichen Ivraft und Wesenheit ermangelnd ; ver-
gebens ruft Adelbert : „Karfunkel, du meiner inneren Selbstmacht“, und ent-
deckt griechische Worte auf einem Talisman und hat beym Erwachen sein
Antlitz gewendet gegen die in Osten aufsteigende Sonne — es wird ihm
nichts helfen, es sey denn, daß er endlich einmal das 0e\eiv! in Wirksamkeit
setzte, um vernünftig zu werden. Ebenso würde nur ein Machtwort das
einzige noch rückständige Urtheil über die vielen biographischen Gedichte und
Sonettc von Neumann und Varnhagen sprechen können; man müßte ihnen
nämlich geradezu verbieten, ferner welche zu machen. Daß sie von diesem
eigenmächtigen Entschluß weit entfernt sind, drückt unter anderen folgendes
Sonett mit muthigem Muthwillen aus :
Ilier ist von meinem innern Selbst ein Theil,
Was grade nun so zu Sonetten ward ;
Dünkt euch darin auch mancherley zu hart,
So ist auch manches, was zu weich, drin feil.
Hier noch zieht, an der Sehnsucht Narrenseil
Das arme Herz in gar demüth’ger Art, ;
Doch wuchs seitdem mir um das Kinn cler Bart,
Und mit dem Bart hoffärth’gen Muthwills Heil.
Mag gut seyn oder schlecht, falsch oder treu,
Weint oder lacht, ich lach und weine mit,
Wißt ihr, was Demuth und was Hoffarth thut?
Doch ob ich Lob und ob ich Tadel litt,
Von Thoren, Weisen, weinend, lachend : neu
Quillt stets clas leichte rasche Jugendblut.
Das heißt so viel : wir rnüssen warten, bis das Wasser abläuft.
Über das Ganze wollen wir noch die Bemerkung rnachen, daß unsere
Dichter aus der jugendlichen Periode des Ernstes in die männliche des
Spaßes überzugehen anfangen, und so es in allcm Anderen gleich thun, und
nirgends zurück bleiben wollen, wo ihnen denn bald auch die ernstliche gute
Absicht, die sie doch noch zu hegen schienen, verloren gehen möchte, und der
letzte Spaß fader wie der erste wäre.
Nicht vom Zufall geleitet, sondern wohlbedacht, stellen wir den Eros
Nr. 2 mit jenen Spielen zusammen, jedoch nicht um dem Eros wehe zu thun,
sondern weil in ihm erscheint, wie da, wo ein glückliches Naturell wenigstens
Erich Frank :
Tableau, wie dieses seyn soll, auf eine lebendige Weise aufzustellen, als daß
ein Yater Sohn und Tochter tödtet, daß ein Lied zur Leyer gesungen wird, und
einige rasche Trochäen an den Calderone erinnern, die eben darum jeden
Freund des Calderone mit Widerwillen erfüllen müssen. — Nero und Cato ein
Gespräch von f und Fabio und Clara, eine Novelle von Rosa Marie, wollen wir,
das erste als gänzlich verfehlt und geschmacklos, die andere als gar unschädlich
und unbedeutend, übergehen ; die Beyträge des Pellegrin aber deßwegn, wei!
wir ihnen eine andere Stelle wünschten ; sie vermögen an sich nicht für die
schlechten Nachbarn zu bezahlen ; in besserer Gesellschaft aber könnten sie
vielleicht auch besser werden. — Was kann man zu der Yision : Adelberts
Fabel oder dem Mährchen Alfonso sagen, als daß sie nachgemachte Schatten
von Schatten sind, aller ursprünglichen Ivraft und Wesenheit ermangelnd ; ver-
gebens ruft Adelbert : „Karfunkel, du meiner inneren Selbstmacht“, und ent-
deckt griechische Worte auf einem Talisman und hat beym Erwachen sein
Antlitz gewendet gegen die in Osten aufsteigende Sonne — es wird ihm
nichts helfen, es sey denn, daß er endlich einmal das 0e\eiv! in Wirksamkeit
setzte, um vernünftig zu werden. Ebenso würde nur ein Machtwort das
einzige noch rückständige Urtheil über die vielen biographischen Gedichte und
Sonettc von Neumann und Varnhagen sprechen können; man müßte ihnen
nämlich geradezu verbieten, ferner welche zu machen. Daß sie von diesem
eigenmächtigen Entschluß weit entfernt sind, drückt unter anderen folgendes
Sonett mit muthigem Muthwillen aus :
Ilier ist von meinem innern Selbst ein Theil,
Was grade nun so zu Sonetten ward ;
Dünkt euch darin auch mancherley zu hart,
So ist auch manches, was zu weich, drin feil.
Hier noch zieht, an der Sehnsucht Narrenseil
Das arme Herz in gar demüth’ger Art, ;
Doch wuchs seitdem mir um das Kinn cler Bart,
Und mit dem Bart hoffärth’gen Muthwills Heil.
Mag gut seyn oder schlecht, falsch oder treu,
Weint oder lacht, ich lach und weine mit,
Wißt ihr, was Demuth und was Hoffarth thut?
Doch ob ich Lob und ob ich Tadel litt,
Von Thoren, Weisen, weinend, lachend : neu
Quillt stets clas leichte rasche Jugendblut.
Das heißt so viel : wir rnüssen warten, bis das Wasser abläuft.
Über das Ganze wollen wir noch die Bemerkung rnachen, daß unsere
Dichter aus der jugendlichen Periode des Ernstes in die männliche des
Spaßes überzugehen anfangen, und so es in allcm Anderen gleich thun, und
nirgends zurück bleiben wollen, wo ihnen denn bald auch die ernstliche gute
Absicht, die sie doch noch zu hegen schienen, verloren gehen möchte, und der
letzte Spaß fader wie der erste wäre.
Nicht vom Zufall geleitet, sondern wohlbedacht, stellen wir den Eros
Nr. 2 mit jenen Spielen zusammen, jedoch nicht um dem Eros wehe zu thun,
sondern weil in ihm erscheint, wie da, wo ein glückliches Naturell wenigstens