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Stoeckius, Hermann; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1914, 7. Abhandlung): Ottaviano Cesare: ein Rechtsstreit zwischen Gesellschaft Jesu und Elternhaus — Heidelberg, 1914

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https://doi.org/10.11588/diglit.33310#0009
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Ottaviano Cesare.

9

Abwesenheit. Auch sei er schon älter als 15 Jahre 25), ein Alter
also, in dem er nach göttlichem wie menschlichem Rechte die
Freiheit habe, über sich selbst zu entscheiden 26).

Was aber Domenech geahnt hatte, die Erhebung schwerer
Vorwürfe gegen den Orden und ihn, trat mit elementarer Wucht
ein: die Eltern bestürmten die Kollegien der Gesellschaft Jesu,
zunächst das Kolleg in Neapel.

Wer den Zwiespalt im Gemüt italienischer Frauen kennt,
auf den Eberhard Gothein ebenso treffend wie feinsinnig mit
den Worten aufmerksam macht: ,,Trotz ihrer unbedingten Er-
gebenheit gegen den Priester ist es ihnen entsetzlich, wenn sich
eines ihrer eigenen zärtlich gehegten Kinder diesem Berufe (d. h.
dem Ordensberufe), der es familienlos macht, weiht“ 27), den wird
es nicht wundernehmen, daß die Kunde von der Abreise ihres
Sohnes in der Mutter den Willen zur Tat auslöste. Sie suchte
Hilfe: 1. am Hofe cles Herzogs von Monte Leone, 2. im Kolleg
der Jesuiten. Der Weg zur Herzogin war ja nicht nur durch
die Stellung ihres Mannes gegeben, sondern auch schon früher
hatte sie die Unterstützung der Fürstin erfahren, als sich Otta-
viano geweigert hatte, mit ihr aufs Landgut zu gehen 28).
Und was konnte natürlicher sein, als daß sie als Frau ihren tiefen
Schmerz um den geliebten Sohn zuerst einer mitfühlenden Frau offen-
barte ? Das Resultat ihrer Unterredung war eine Aufforderung der
Herzogin an den Provinzial von Sizilien, P. Hieronymus Domenech,
der Mutter den Sohn wiederzugeben 29). Im Jesuitenkolleg aber
wird sie den Vätern eine stürmische Szene bereitet haben, auch
wenn davon in den vorliegenden Berichten kein Wort steht.
D'enn abgesehen von ihrer natürlichen Veranlagung und ihrem
Schmerz muß sie empört darüber gewesen sein, daß jenes Ver-
sprechen, das P. Bobadilla uncl der Sohn ihr gegeben hatten 30),
nicht gehalten war. Die beiden Oberen, der Superintendent
P. Alph. Salmeron und cler Rektor des Kollegs, P. Andreas von
Oviedo, suchten freilich ihr aufgeregtes Gemüt durch das neue
Versprechen zu beruhigen, an P. Domenech die gleiche Forderung
zu richten wie die Herzogin 31). Wie konnte das geschehen ?
Auch P. Domenech war darüber zunächst erstaunt, vermutlich

25) Epp. mixt., III, n. 582, p. 241. —- 26) Epp. mixt., IV, n. 867, p. 365.
-— 27) Eberhard Gothein, a. a. 0. p. 413. — 28) cf. supra p. 7. —

29) Epp. mixt., III, n. 582, p. 241. -—- 30) cf. supra p. 7. — 31) Epp. mixt.,
III, n. 582, p. 241.
 
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