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Stoeckius, Hermann; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1914, 7. Abhandlung): Ottaviano Cesare: ein Rechtsstreit zwischen Gesellschaft Jesu und Elternhaus — Heidelberg, 1914

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https://doi.org/10.11588/diglit.33310#0020
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20

Hermann Stoeckius:

Dienst eines Fürsten gegeben habe, es gerne leiden, daß er ab-
wesend sei, so solle sie doch auch jetzt mit seiner Abwesenheit noch
einige Jahre Geduld haben, indem sie ihn imDienste Gottes Iasse, bis
er mehr Mann geworden sei als jetzt; dann brauche er nicht mehr
die Gegensätze (li contrasti = Welt- und Ordensleben) zu fürchten
und könne leichter nach Neapel zurückkehren; jetzt hingegen
werde er, wenn er höre, seine Eltern beruhigten sich nicht, darauf
drängen, ihn nach Spanien oder Portugal zu bringen, wo sie ihn
vielleicht überhaupt nicht wiedersehen würden. Er (der Vater)
solle daher sie (seine Gemahlin) ermahnen, die Angelegenheit ihres
Sohnes in christlichem Sinne aufzufassen, wobei Christus der Herr
mehr gelte als sie; sie solle sich aber auch darüber nicht wundern,
daß ihr Sohn Christi Dienst und Willen ihr und jedweder anderen
Kreatur vorziehe. Falls sie sich beruhige, werde er anordnen (so
könne er ihr sagen), daß sie oft Briefe von ihrem Sohne empfange;
wo nicht, werde sie vielleicht auf lange hin keinen bekommen.
Und schließlich werde er in dem, was er könne, für lhre Tröstung
sorgen, vorausgesetzt, daß es ohne Nachteil für den geistlichen
Fortschritt ihres Sohnes sei 82).

Diese Auseinandersetzung mit Ottavianos Eltern legte dem
Ignatius aufs neue 83) die Frage nacli dem sichersten Aufenthalts-
orte seines Schützlings nahe, denn der Gedanke einer (selbst ge-
waltsamen) Entführung ließ sich angesichts der unermüdlichen
Anstrengungen, die von den Eltern ausgingen, nicht a priori ab-
weisen. Über die eigentliche Absicht, die Ignatius mit dem Jüng-
ling hegte, scheinen indes weder Salmeron in Neapel noch Domenech
und Achill auf Sizilien eine klare Vorstellung gehabt zu haben.
Denn in einem (nicht vorliegenden) Briefe muß Salmeron seinern
Oberen die Befürchtung ausgesprochen haben, der Jüngling werde
schließlich doch noch nach Neapel kommen. Dieser Befürchtung
trat aber Ignatius in seinem Schreiben vom 20. August 1553 durch
den Hinweis entschieden entgegen, in dem (NB! zweiten) vom
7. Juli 1553 84) habe er dem P. Paul Acliill durch seinen Geheim-
sekretär den Sinn seiner eigenen Auffassung gunz deutlich er-
klären lassen. Und diese Erklärung habe Achill auch empfangen,
und infolgedessen werde Ottaviano nicht nach Neapel geschickt
werden. Wie Salmeron ja selbst zugestehe, sei auch Otta-

82) Mon. Ign., I: Epp. et instr., V, n. 3706, p. 418ff. —- 83) Epp. mixt.,
III, n. 582, p. 241; Mon. Ign., I: Epp. et instr., V, n. 3609, p. 278 et supra
p. 14 f. — 84) Mon. Ign., I: Epp. et instr., Y, n. 3525, p. 168 et supra p. 15.
 
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