Metadaten

Stoeckius, Hermann; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1914, 7. Abhandlung): Ottaviano Cesare: ein Rechtsstreit zwischen Gesellschaft Jesu und Elternhaus — Heidelberg, 1914

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.33310#0060
License: Free access  - all rights reserved
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
60

Hermann Stoeckius:

Sohn so gebangt haben ? Ignatius’ eben angezogene Antwort
hat folgenden Wortlaut: bevor er seinen Brief vom 8. ds. Mts.
empfangen habe, hahe er bereits sorgfältig erwogen, ob Ottaviano
mit Rücksicht auf seine Gesundheit nach Neapel geschickt werden
dürfe; da aber nach dem Rate der Ärzte die Reise ihm schaden
werde, so habe er beschlossen, ihn jetzt nicht zu senden. Im
Frühjahr dagegen werde ihm die Reise nicht schädlich sein.
Er sei ja stets bereit (?), ihm und seiner Frau gefällig zu sein,
zur Ehre Gottes. Freilich je weniger OttaAÜano seinen Studien
fern sein werde, desto besser sei es für ihn, zumal wenn ihm Gott
Gesundheit schenke. Das Folgende ist undeutlich: Le altre cose
il medesimo poträ scriuire: solo dirrö questo, che noi habbiamo
cura ordinariamente che li nostri conseruino la sanitä interiore et
exteriore, et de lui se tene et tenerä etiam straordinariamente per
diuersi respetti 334)- Diese Worte des Briefes beziehen sich wahr-
scheinlich lediglich auf die Erkrankung Ottavianos und die Für-
sorge, die man ihm angedeihen lassen will.

Wieder muß man Iebhaft bedauern, daß die Quellen in die
folgenden Ereignisse keinen Einblick gewähren, aber man darf
annehmen, daß Ottavianos Befinden seinen Eltern den äußeren
Anlaß dazu gab, ihren Wunsch dem Papste Paul IV., der ja schon
als Kardinal ihr eifrigster Anwalt gewesen war, um so dringender
ans Herz zu legen. Und die päpstliche Entscheidung kann für
uns nicht zweifelhaft sein. In der Tat hat Ignatius das Versprechen
gegeben, OttaAÜano nach Neapel zu senden, um den Wünschen
seinerEltern zu genügenund umdes Jünglings Gesundheit sichnoch
mehr kräftigen zu lassen 335). Die Erfüllung dieses nicht ganz aus
freiem Willen, sondern eben unter päpstlichem Einfluß gegebenen
Versprechens bestätigt sein Schreiben an Johannes Viktoria zu
Bologna vom 29. Januar 1556: am Sonntag müsse man Ottaviano
nach Neapel senden 336).

XI.

Auch für die Darstellung der folgenden Entwicklung
muß man beachten, daß alle weiteren Bestimmungen und
Handlungen, die von Ignatius ausgehen, unter dem Eindruck der
Erkrankung Ottavianos wie unter dem Machtwillen des Papstes

334) Mon. Ign., I: Epp. et instr., X, n. 6006, p. 321; Cartas, n. DCCLI.
— 335) Mon. Ign., I: Epp. et instr., X, n. 6514, p. 610; n. 6155, p. 612;
Cartas, n. DCCLXI. — 336) Mon. Ign., I: Epp. et instr., X, n. 6138, p. 577.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften