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Stoeckius, Hermann; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1914, 7. Abhandlung): Ottaviano Cesare: ein Rechtsstreit zwischen Gesellschaft Jesu und Elternhaus — Heidelberg, 1914

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https://doi.org/10.11588/diglit.33310#0065
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Ottaviano Cesare.

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liche Gesundheit zu sorgen, und ihm zugleich gesagt habe, man lasse
es ihm vollständig frei, im Hause seiner Eltern oder im Kolleg zu
wohnen; Gott könne sich an jedem Ort seiner bedienen usw. 361).
Wenn auch unter Widerspruch siedelte Ottaviano doch zu seiner
Pflege ins Elternhaus über 362). Wie er sich hier verhalten sollte,
darüber finden sich in den Quellen leider keine eingehenden An-
weisungen. Daß es aber an solchen durchaus nicht gefehlt hat,
geht schon daraus klar hervor, daß Ignatius dem Rektor des
Kollegs befehlen ließ, man solle wöchentlich über Ottavianos Be-
finden berichten, entweder durch eigenhändige Briefe seitens des
Jünglings oder durch einige Zeilen von ihm, dem Rektor oder
einem anderen in seinem Auftrage, bis sie wüßten, es gehe ihm wieder
gut 363). Und Ottaviano entschuldigt sich einmal dem Ignatius
gegenüber, er habe nicht an ihn geschrieben, wie er es ihm doch
befohlen habe. Aber infolge seines Zustandes habe er selbst nicht
schreiben können und einen anderen habe er nicht gehabt 364).
So war denn Ignatius stets über sein Befinden wohl unterrichtet,
was z. B. aus einem Schreiben Polancos an den Rektor des Kollegs
zu Neapel vom 15. März 1556 deutlich hervorgeht: Ottaviano,
heißt es, sei noch nicht gesund 365). Und nicht minder sorgfältig
muß der Verkehr zwischen Elternhaus und Kolleg der Gesellschaft
geregelt gewesen sein. So überbrachte ihm beispielsweise ein
Ordensmitglied dieAntwort auf jenen Brief anden Ordensgeneral 366),
in der sich übrigens Ignatius ihm nur empfehlen ließ; er freue sich,
daß er sich als mannhafter Diener Gottes und zugleich in leib-
licher Beziehung wohler fühle 367). Seinen Eltern gegenüber legte
er freilich eine solche Führung an den Tag, daß der Rektor seines
Kollegs sich auf ihre entrüstete Klage hin genötigt sah, ihm ein
angemessenes Benehmen in ihrem Idause anzuempfehlen 368). Am
21. März konnte Ottaviano seinem Ordensgeneral melden: durch
des Herrn Gnade gehe es ihm jetzt besser; er sei ohne Fieber und
von solcher Verfassung, daß er heute von dem Kreuze, an dem er
etwa einen Monat angeschlagen gewesen sei (nämlich im väter-
lichen Hause zu wohnen), herabsteigen wolle; mit Gottes Hilfe

361) Mon. Ign., I: Epp. et instr., XI, n. 6254, p. 71. -—• 362) Polanco,
Chron., s. J. VI, n. 976, p. 253f. —- 363) Mon. Ign., I: Epp. et instr., XI,
n. 6312, p. 163. —- 364) Epp. raixt., V, n. 1116, p. 263. — 365) Mon. Ign., I:
Epp. et instr., XI, n. 6298, p. 138. — 366) Mon. Ign., I: Epp. et instr., XI,
n. 6278, p. 114. —- 367) Mon. Ign., I: Epp. et instr., XI, n. 6278, p. 114.
368) Polanco, Chron., s. J. VI, n. 976, p. 253f.

Sitzungsberichte der Heidelb. Akademie, phil.-hist. Kl. 1914. 7. Abh. 5
 
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