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Stoeckius, Hermann; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1914, 7. Abhandlung): Ottaviano Cesare: ein Rechtsstreit zwischen Gesellschaft Jesu und Elternhaus — Heidelberg, 1914

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https://doi.org/10.11588/diglit.33310#0071
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Ottaviano Gesare.

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tinerorden zu erinnern 402). Zu belegen ist diese Vermutung nur
durch die erstaunliche Entfernung von seinem früheren Standpunkt,
in der sich Ottaviano befand, wenn jener Franziskaner es wagen
durfte, ihm den Rat zu geben, nicht einmal das Andenken an das
Kolleg der GeseHschaft Jesu zu bewahren 402a). So starkmachen
sich alle diese Einflüsse in ihrer Gesamtheit geltend, daß er sogar
im Gegensatz zu seiner früheren Ansicht dem Orden vorwarf,
er wäre in der Tat verführt und alles, was er hätte schrei-
ben müssen, hätte er nur unter demEinfluß derOberen
geschrieben 402b).

Diesen völligen Umschwung der Auffassung hat man wohl
nicht als innersten Grund seines Abfalls, sondern nur als Begleit-
erscheinung-zu deuten. Der sehr jugendliche Ottaviano hatte wohl
noch nicht die volle Urteilsfähigkeit, so daß die ihm wirklich
innewohnende Liebe zum Ordensleben ihm das Dasein in der Ge-
sellschaft Jesu, in der er gebildet ward, zuerst von der freund-
lichsten Seite zeigte, er später aber unter der Gewalt so vieler und
autoritativer Einflüsse sein Ideal nicht mehr beijenem, sondern bei
einem anderenOrden erblickte. Derselbe Mangel an Urteil mag ihn
schon bei seinemEintritt geleitet haben, so daß man auch verstehen
kann, wie die Mutter zu ihrer Auffassung kam, er sei verführt.

So kann man sich den Gesinnungswechsel psychologisch
erklären, ohne ihn dem Jüngling allzusehr zur Last zu legen.

Infolge dieses Falles war zu Neapel nach Polancos Schilde-
rung die Erregung wider die Gesellschaft Jesu so mächtig, daß
man befürchtet habe, einige Jünglinge, die schon zum Eintritt
in den Orden geneigt gewesen seien, würden von ihrem Vorhaben
zurücktreten 403). Das scheint doch nicht geschehen zu sein, denn
gerade damals fand nach Polanco wenigstens ein Jüngling, namens
Caesar Pontanus, im Kolleg Aufnahme 404).

XII.

In Gegenwart jener beiden Ordensgenossen hatte Ottaviano
außer anderen Anklagen, die er gegen seine Oberen erhob, behauptet:
auch seine Gelübde habe er ohne Überlegung getan 405). Daherbildet

402) cf. supra p. 6. — 402a) Polanco, Chron., s. J. VI, n. 980, p. 254f.
— 402Ip Polanco Chron., s. J. VI, n. 981, p. 255. — 403) Polanco, Chron.,
s. J. VI, n. 981, p. 255. — 404) Polanco, Chron., s. J. VI, n. 981, p. 255. —
405) Polanco, Chron., s. J. VI, n. 981, p. 255.
 
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