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Braune, Wilhelm; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1916, 11. Abhandlung): Reim und Vers: eine wortgeschichtliche Untersuchung — Heidelberg, 1916

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https://doi.org/10.11588/diglit.34082#0011
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Reimuii.dYers.

11

weitere Geschichte des Wortes von manchen Zitaten entlasten.
Aber die Bedeutungsgeschichte ist doch nicht scharf genug heraus-
gearbeitet. Die Bedeutung in mhd. und nhd. Zeit (2) ist S. 664ff.
fofgendermaßen gegliedert: a) 'gereimter Vers, Zeiie eines Gedichtes,
Beimpaar'. b) 'Beim als Gleichklang zweier Worte' (das eigent-
fiche homoeoteleuton); c) 'der Singular in den Bedeutungen
Spruch, kleines Gedicht'; d), e), f) verschiedene übertragene
Anwendungen.
Uns interessieren zunächst die Bedeutungen a) und b). Und
zwar ist die Bedeutung b) insofern falsch eingeordnet, als sie an
fetzter Stehe stehen sohte, denn c) und die darauffolgenden Abfei-
tungen (d, e, f) gehen doch direkt aus der Grundbedeutung a)
hervor, während Beim ais homoeoteleuton und in allmählicher
Einschränkung auf dieses, erst seit dem 17. Jahrhundert hervor-
tritt. Aile Beispieie, die vor dem 17. Jahrhundert iiegen, sind
mißverstanden: sie gehören unter a). Denn sie sind nur fäischlicb
von der heutigen Bedeutung aus interpretiert. Viele sind es nicht
und die einzige Stelie, die aus der guten mhd. Zeit für die Bedeu-
tung Beim beigebracht wird^), ist Ulrich v. Ihchtenstein 564, Iff.
dz'n /ie^ wdren
n/id ir rfw .??A7i.e7VcA*
dd co77 ^er7ie 7%n72eger ^U77c.
din w^e /Ü7* wuT' 777/7^ V/Tzc.
mit der Begründung: Won einem sehr künstlich gereimten Liedc'.
Aber diese interpretation ist unzutreffend. Erstens ist das
Lied gar nicht besonders 'künstiich gereimt'. Es ist eine ganz
einfache sechszeilige Strophe, die nur mit grammatischem Reirn
A^ersehenist: Reimsteliunga b a b a b,wobeibstetseinestumpfe
Sprachform des kiingenden a darstellt (z. B. Str. 1 ^777^077—^UTic,
^eh'77^e77—^e/n77c, 7w777°'e77—ücu77c). Das war kein besonderes Kunst-
stück und ein Zeitgenosse, wie Gotfried von Neifen, hat solche
grammatische Reime komplizierter gemacht. Ulrich seibst hat viei
künstlicher gereimte Lieder, z. B. XII (394ig), XXXVII (449n)
und besonders XXXIII (443^), auf das noch einzugehen sein wird.
Zweitens: die Worte ?777de zb 7*7777 g'nr ^7777767*70/7 beziehen sich
gar nicht auf die Form, sondern auf den Inhalt. Es ist durchaus
L Die Rudolfsteile über Yeldeke wird nicht benutztund die Reinhart-
stelle korrekt unter a) zitiert.
 
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