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Gebhardt, Carl; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1916, 13. Abhandlung): Inedita Spinozana — Heidelberg, 1916

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https://doi.org/10.11588/diglit.34084#0022
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22

ÜARL GEBHARDT:

Frage der Texte kommen können, weil sie beide annahmen, daß
die hohändische Ubersetznng erst nach Spinozas Tode gefertigt
worden sei, als die Frennde sich anschickten, die Schriften des
Nachfasses zn gleicher Zeit fateinisch und hofländisch herauszu-
geben. Das macht schon die Kürze der Zeit unwahrscheinfich:
Ende Februar 1677 wurden die fateinischen Manuskripte erst
nach Amsterdam geschickt und schon im gfeichen Jahre erscheint
neben dem Fhtext die Flbersetzung in einem Ffmfang von 666
Druckseiten. Die Vergleichung der Texte macht aber den Schluß
unumstößfich: die holländische F'bertragung ist zu Leb-
zeiten Spino zas nach seinem Manuskripte ge f ertigt,
die Abweichungen des lateinischen Textes vom hollän-
dischen sind Zeugnisse der Weiterarbeit Spinozas am
Texte, die in den fehfenden Stellen der AMg'c/n^c
AcA7'//^c7r hat er, absichtfich oder manchmaf vielleicht auch ver-
sehentlich, später weggelassen, die nur in den Upe7'% Ro^/A7?7?m.
stehenden sind nachträgfich von ihm hinzugefügt, die in beiden
Texten verschieden gefaßten von ihm umgearbeitet worden.
Hinsichtlich der A//?/cu ergibt sich nun noch eine weitere be-
deutungsvolie Tatsache. Von den im ganzen 69 Ergänzungen der
fateinischen Fh/hcn aus der hofiändischen Ubertragung entfallen
63 auf die beiden ersten Bücher, 6 auf die übrigen. Ebenso kom-
men von ungefähr 75 Textabweichungen, die ich zähfe, 68 auf die
zwei ersten, 6 auf die drei letzten Bücher, und zwar hat eine irgend
tiefer greifende Umarbeitung hier nicht statt. Diese Beobachtun-
gen genügen, um eine Tatsache zu erhärten, die sich mir bei der
Kollationierung der Upcrn Po^//n?.7??u und der AM^eZu/c Nc/?7'///C7?
ergeben hat: Die beiden ersten Bücher der FT/Dcn sind
uns in einer doppelten Redaktion erhaften, die eine in
der holländischen Übersetzung, die andere im lateini-
schen Text der Dpe7m Po^//???7??o. WirwissenausAp.WFVF/
vom Juni 1665, daß Spinoza die einzeinen Teile der .E7/hcu gleich
nach ihrer Fertigstellung den Freunden übergab, die sie sofort ins
Hoiländische übersetzten. So ist offenbar eine frühere Über-
setzung der beiden ersten Bücher in den AMgeZa/e Ac/?7'?//c7? abge-
druckt worden, nachdem Spinoza selbst diese Bücher (vielleich!
1675, als er die Drucklegung der A//?/co betrieb, vgl. Ap. LVFY77),
abgeschrieben und umgearbeitet hatte. Daß die Redaktion der
Vorlage der AM^cZu/c Nc/?7'/ÜC7?. die ältere ist, ergibt sich schon aus
einigen Abschwächungen im Ausdruck, die Spinoza für den Druck
 
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