Der Alkibiades-Kommentar des Jamblichos.
I.
Die Rede προς τούς άποαδεύτους κύνας (VI)
weist 244, 15 auf den „Alkibiades“ hin, den sie dem Platon zu-
schreibt. Gemeint ist der „größere“ Dialog dieses Namens, ein
aus platonischen und xenophonteischen Stellen zusammengesetz-
tes Gespräch, das im Altertum allerdings für ein Originalwerk des
athenischen Philosophen gehalten wurde1. Sokrates belehrt darin
seinen von ihm rein geistig geliebten Freund, dessen Charakter
und Entwicklungsmöglichkeiten in der für 104 Aff. beinahe thema-
tischen Skizze Resp. 494 Aff. ganz ähnlich geschildert werden,
daß der angehende Staatsmann, um nützliche Ratschläge erteilen
zu können, vor allem nach der ungetrübten Selbsterkenntnis
trachten müsse; denn nur kraft der hierauf gegründeten Einschät-
zung der Güter werde er zur wahren Herrschaft gelangen und
dadurch sich und die Seinen wirklich glücklich machen. Der
Einfluß dieses Werkchens, der sich bis in die spätbyzantinische
Zeit verfolgen läßt2 *, verrät sich bei Julian durch die mannigfachsten
Spuren, zunächst durch gedankliche Anklänge, manchmal aber
auch schon ganz äußerlich durch das Vorkommen gewisser Aus-
drücke, die gerade für seinen besonderen Wortschatz bezeichnend
sind.
Der Kaiser verteidigt in der sechsten Rede den Kyniker
Diogenes gegen den Vorwurf der eiteln Ruhmsucht und des erbar-
1 Zur Echtheitsfrage s. Cobet, Ad Piatonis qui fertur Alcibiadem priorem.
Mnemosyne 2, 369ff. — Paulu, Alcibiades prior quo iure vulgo tribuatur
Platoni. Dissertationes philol. Vindobon. 8, 1905. —- Arbs, De Alcibiade I
qui fertur Piatonis. Diss. Kilonens. 1906. ·—· Hartmann, De Piatonis, qui
dicitur, priore Alcibiade. Mnemosyne 44, 163ff. ·— Joel, der echte und der
xenophonteische Sokrates. Berlin 1893ff. Regist. A unter „Alkibiades“. —
Bruns, Das literarische Porträt der Griechen. Berlin 1896, 339ff. —
Christ, Geschichte der griechischen Literatur I6, 705ff.
2 S. Prächter, Beziehungen zur Antike in Theodoros Prodromos’ Rede
auf Isaak Komnenos. Byzant. Zeitschr. 19, 1910, 325.
I.
Die Rede προς τούς άποαδεύτους κύνας (VI)
weist 244, 15 auf den „Alkibiades“ hin, den sie dem Platon zu-
schreibt. Gemeint ist der „größere“ Dialog dieses Namens, ein
aus platonischen und xenophonteischen Stellen zusammengesetz-
tes Gespräch, das im Altertum allerdings für ein Originalwerk des
athenischen Philosophen gehalten wurde1. Sokrates belehrt darin
seinen von ihm rein geistig geliebten Freund, dessen Charakter
und Entwicklungsmöglichkeiten in der für 104 Aff. beinahe thema-
tischen Skizze Resp. 494 Aff. ganz ähnlich geschildert werden,
daß der angehende Staatsmann, um nützliche Ratschläge erteilen
zu können, vor allem nach der ungetrübten Selbsterkenntnis
trachten müsse; denn nur kraft der hierauf gegründeten Einschät-
zung der Güter werde er zur wahren Herrschaft gelangen und
dadurch sich und die Seinen wirklich glücklich machen. Der
Einfluß dieses Werkchens, der sich bis in die spätbyzantinische
Zeit verfolgen läßt2 *, verrät sich bei Julian durch die mannigfachsten
Spuren, zunächst durch gedankliche Anklänge, manchmal aber
auch schon ganz äußerlich durch das Vorkommen gewisser Aus-
drücke, die gerade für seinen besonderen Wortschatz bezeichnend
sind.
Der Kaiser verteidigt in der sechsten Rede den Kyniker
Diogenes gegen den Vorwurf der eiteln Ruhmsucht und des erbar-
1 Zur Echtheitsfrage s. Cobet, Ad Piatonis qui fertur Alcibiadem priorem.
Mnemosyne 2, 369ff. — Paulu, Alcibiades prior quo iure vulgo tribuatur
Platoni. Dissertationes philol. Vindobon. 8, 1905. —- Arbs, De Alcibiade I
qui fertur Piatonis. Diss. Kilonens. 1906. ·—· Hartmann, De Piatonis, qui
dicitur, priore Alcibiade. Mnemosyne 44, 163ff. ·— Joel, der echte und der
xenophonteische Sokrates. Berlin 1893ff. Regist. A unter „Alkibiades“. —
Bruns, Das literarische Porträt der Griechen. Berlin 1896, 339ff. —
Christ, Geschichte der griechischen Literatur I6, 705ff.
2 S. Prächter, Beziehungen zur Antike in Theodoros Prodromos’ Rede
auf Isaak Komnenos. Byzant. Zeitschr. 19, 1910, 325.