Metadaten

Dibelius, Martin; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1917, 4. Abhandlung): Die Isisweihe bei Apuleius und verwandte Initiations-Riten — Heidelberg, 1917

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.37637#0043
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Die Isisweihe bei Apuleius und verwandte Initiations-Riten.

jene Mysterien gefeiert werden, und die das Abbild kosmischer
Zonen sind. Das ist aber dieselbe Situation, die ich für die Myste-
rien zu erweisen versucht habe, und dem εισέρχεσθαι bei Hippolyt
entspricht peruadere bei Apuleius und έμβατεύειν bei Paulus.
Also haben wir hier, im christlich-gnostischen Kultus, ein Myste-
rium bezeugt, das jenen kosmischen Weihungen analog ist — und
damit wohl ein Zeugnis dafür, daß die Väter dieser Gnosis christ-
liche und Mysterien-Initiation zu einander gesellten: Kultverbin-
dung durch Doppelweihe!
Wenn ferner bei manchen christlich-gnostischen Sekten die
Figur des Erlösers noch fehlt, wenn ihre Mysterien die Namen
der Archonten mitteilen und die Wanderung der Seele durch die
Welt dieser Archonten vollziehen lehren1 oder vorwegnehmen,
so deutet dies alles auf Konservierung von Kulten ähnlich dem,
den wir in Kolossä voraussetzen konnten, und zeigt, daß der dort
vermutete Prozeß der Entstehung christlicher Gnosis durch Kult-
verbindung ein typischer Fall war.
Ein typischer Fall, aber nicht der einzige Typus! Gerade die
Untersuchung des Kolosserbriefes lehrt noch einen zweiten Fall
erkennen. Ich habe zu zeigen versucht, daß die nach Col. 2 zu
postulierenden Mysterien bereits gnostisch beeinflußt waren.
Spuren solcher Einwirkungen fanden wir auch bei den Attismysten
der Naassenerpredigt. Derselbe Text liefert noch ein weiteres
Beispiel, auf das Dieterich2 aufmerksam gemacht hat. Hippolyt
V 8 S. 164 wird der Ruf des Hierophanten in Eleusis erwähnt,
der sich auf die Geburt des Iakchos bezieht: ιερόν έτεκε πότνια
κούρον Βριμώ Βριμόν. Dieser Ruf erfährt nun eine durchaus mystische
Deutung: πότνι,α δέ έστι, φησίν, ή γένεσις ή πνευματική, ή έπουράνιος,
ή άνω ‘ ισχυρός δέ έστιν ο ουτω γεννώμενος. Diese Deutung, der
noch ähnliche Erklärungen von Έλευσίν und άνακτόρειον3 an-
gefügt werden, soll aber nicht erst von den Naassenern stam-
men, sondern aus dem Kreis der Mysten selbst: τούτο, φησίν, έστίν,
δ λέγουσιν οί κατωργιασμένοι των Έλευσινίων τά μυστήρια. Darnach
scheinen, wenigstens in gewissen Kreisen, auch die Eleusinien
1 Bousset a. a. O. 321.
2 Eine Mithrasliturgie S. 138 — eine cler zahlreichen Stellen, an denen
Dieterich auf dem Wege zu seinem Ziele nur im Vorbeigehen eine höchst
wichtige und folgenreiche Erkenntnis ausgesprochen hat.
3 οτι ήλθομεν, φησίν, οί πνευματικοί άνωθεν από τοΰ Άδάμαντος ρυέντες
κάτω · έλεύσεσθαι γάο, φησίν, έστίν έλθεΐν, τό δέ άνακτόρειον τό άνελθεΐν άνω.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften