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Dibelius, Martin; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1917, 4. Abhandlung): Die Isisweihe bei Apuleius und verwandte Initiations-Riten — Heidelberg, 1917

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https://doi.org/10.11588/diglit.37637#0042
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42

Martin Dibelius:

nur weiterführt. Die Naassener nämlich haben sich nach dem
unzweideutigen Zeugnis des Hippolyt1 in Attis-Mysterien einweihen
lassen. Mancherlei Anzeichen sprechen dafür, daß diese Attis-
Mysterien bereits gnostisch beeinflußt waren. Erstlich hat Reit-
zenstein2 mindestens dies wahrscheinlich gemacht, daß die Aus-
führungen, gegen die sich Hippolyt wendet, ursprünglich'nichts
Christliches enthielten, sondern ein „heidnischer“ Kommentar zu
dem an ihrem Ende zitierten Attislied waren. Sie identifizieren
aber den Attis mit dem Urmenschen, und diese Verbindung des
Mysteriengottes mit der kosmologischen Spekulation wird als
Glaube der Attismysten anzusprechen sein, deren Kultgenossen
die Naassener wurden. Und dies um so eher, als auch das Attis-
lied Spuren der Gleichsetzung von Attis und Urmensch zeigt —
in dem Namen Adamas für das samothrakische Ebenbild des
Attis3 —, und als darüber hinaus Bousset4 nachgewiesen hat,
daß bei Julian und Sallust (de diis et mundo) der Attisglaube
in ähnlicher Weise abgewandelt ist. So darf also die Kult-
verbindung, welche die christlichen Naassener mit gnostisch beein-
flußten Attis-Mysterien eingingen, dem in Kolossä beobachteten
Vorgang an die Seite gestellt werden.
Das, was Hippolyt aus der Predigt der christlichen Nassener
mitteilt, liefert übrigens auch noch einen indirekten Beweis für
das Vorkommen solcher Kultverbindungen auf diesem Boden.
Wenn diese Pneumatiker sich bezeichnen als die, die im dritten
Tor das Mysterium feiern, oder die durch das dritte Tor eingegangen
sind5 *, so wird man dies nicht nur symbolisch, sondern zunächst
real zu verstehen haben: von Räumen des Heiligtums, in denen
1 Hippolyt Λ7 9 S. 170 Sciineidewin διά τούτους καί τούς τοι,ούτους
λόγους παρεδρεύουσιν ούτοι τοΐς λεγομένους Μητρός μεγάλης μυστηρίους, μάλιστα
κα-8-opäv νομίζοντες διά των δρωμένων εκεί τό όλον μυστήριον.
2 Zwei religionsgeschichtliche Fragen S. 96; Poimandres S. 81 ff.
3 Hippolyt V 9 S. 168 Schneidewin Σαμοθρακες ’Άδαμνα σεβάσμιον.
4 Hauptprobleme der Gnosis S. 184f.
5 Hippolyt V 9 S. 174 Schneidewin ήμεϊς δ5 έσμέν, φησίν, οί πνευματικοί,
οί εκλεγόμενοι άπό τού ζώντος ύδατος του ρέοντος Εύφράτου διά τής Βαβυλώνος
μέσης τό οίκεΐον, διά τής πύλης όδεύοντες αληθινής, ήτις έστίν Τησοΰς ό μακάριος.
Καί έσμέν έξ άπάντων άν-9-ρώπων ημείς Χριστιανοί μόνοι έν τή τρίτη πύλη άπαρ-
τίζοντες τό μυστήριον καί χριόμενοι εκεί άλάλω χρίσματι κτλ. V 8 S. 160 bei
der Erklärung von Mt. 3,10 Lc. 3, 9: καρποί γάρ ούτοι, φησίν, είσί μόνον οί
λογικοί, οί ζώντες άν-9-ρωποι, οί διά τής πύλης εισερχόμενοι τής τρίτης. V 8 S. 158
ist überdies von der άνάστασις ή διά τής πύλης γινομένη των ούρανών die Rede.
Zu den Stellen vgl. Bousset a. a. 0. S. 318.
 
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