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Güntert, Hermann; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1917, 8. Abhandlung): Zur Herkunft und Bildung des italischen Imperfekts: eine sprachwissenschaftliche Untersuchung — Heidelberg, 1917

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https://doi.org/10.11588/diglit.37641#0005
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Zur Herkunft und Bildung des italischen Imperfekts.

den paar wirklich bezeugten Substantiven aus die Bildung eines
so weitverbreiteten und lebenskräftigen Tempus ausgehen zu
lassen, wie es das ital. Imperfekt war: „denn daß auch etwa ein-
mal ein *ages „das Treiben“, *leges „das Sammeln“ usw. existiert
hätten, die nach glücklicher Produzierung des Imperfektums dann
auf Nimmerwiedersehen verschwunden wären, wird niemand an-
nehmen wollen“ (Sommer a. a. 0. 142). Schließlich stimmen nicht
einmal in der 2. Konjugation stets Verbum und Nominalform auf
-e in der Ablautstufe der Stammsilbe überein: sedes z. B. ist am
Zustandekommen von sede-bam jedenfalls unschuldig.
4. Soweit kann ich mich mit Sommers Ausführungen (und
denen von Skutsch a. a. 0. 192) durchaus einverstanden erklären;
nur möchte ich meinerseits bemerken, daß ich alt-idg. Zusammen-
setzungen mit dem flexionslosen „Urwort“ (der „Basis“, dem 'casus
indefinitus’) keineswegs leugne: in griech. Bildungen, wie cpsps-
GGOCXTjP, <pspe-Xap7C0£, S^o-TrSUXTjp, GTpSCpS-8lV£C0, TpS}£e-8ei,7WO<;, iXxs-^Ucov
usw. hegt tatsächlich im ersten Glied das Urwort selbst noch
vor (s. Verf., IF 37, 28f. und 55), da diese Typen uralte, gemein-
idg. Komposita fortsetzen. Meine Zweifel gegen die Annahme
des 'casus indefinitus’ in unserem Falle sind lediglich durch die
Erwägung der zeitlichen Verhältnisse bedingt: Da das itali-
sche Imperfektum eine Neubildung sein soll, so ist es aus chrono-
logischen Gründen einfach undenkbar, für einzelsprachliche Zeit
mit idg. Urwörtern zu operieren, an die Möglichkeit einer Zusam-
mensetzung eines idg. Urworts mit einem Hilfsverbum in relativ
so später Zeit zu glauben. Man vergegenwärtige sich doch nur,
bei „Urwörtern“ handelt es sich um die ältest erreichbaren idg.,
ja praeidg. Wortformen vor der Wirkung des Ablauts und vor der
Differenzierung in nominale und verbale Wortstämme ohne suf-
fixale Elemente; ein erschlossenes *bhere- „Tragen, tragen“, histo-
risch belegt in dem nach idg. Mustern immer lebendig gebliebenen
Kompositionstypus gr. cpsps-aGocxY]?, cpcps-xapTrap, yzpz-izovo<;, cpsps-
7tokt,p, cpsps-oixoc, usw., ist die Grundlage gewesen sowohl für cpopop,
cpopop, als auch für cpepco, wobei es nebensächlich bleibt, als was das
Sprachgefühl der Hellenen dieses <psps- später empfunden hat.
5. Wenn also trotzdem in dem ersten Wortstück der italischen
Imperfekta teilweise alt-idg. Stämme und Wortkörper fortgesetzt
wären, dann könnte ich meinerseits daraus nur den Schluß ziehen,
daß die ganze Formbildung mittelbar bereits in idg. Zeiten
 
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