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Güntert, Hermann; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1917, 8. Abhandlung): Zur Herkunft und Bildung des italischen Imperfekts: eine sprachwissenschaftliche Untersuchung — Heidelberg, 1917

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https://doi.org/10.11588/diglit.37641#0010
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10

Hermann Güntert:

solche e-Stämme als erste Glieder eines Kompositums Vorkommen,
sondern ob solche e-Elemente, c-Basen oder wie man immer diese
Wortstücke nennen will, sonst noch als Tempusstämme, als
„Tempuscharakter“ der Vergangenheit nachzuweisen sind. —
Ich glaube, diese Frage bejahen zu dürfen, und berufe mich
auf Gleichungen, wie:
lat. lege-bat : gr. s-Xey/),
lat. pla-n-ge-bat : gr. e-n;Xdyyj, lit. pläke ,,schlug“,
lat. clepe-bat : gr. E-xXduryj,
lat. sper-n-e-bat : gr. i-aicapyj,
lat,, torre-bat : gr. e-xzpgy),
lat. stupe-bat : gr. I-twct), aber auch
lat. ple-bat : gr. TiXyj-To,
lat. linque-bat : gr. s-Xbr/j,
lat. ne-bat : gr. e-vvy) (aus *s-gvy] bei Herod. 2, 507, 22, L.),
lat. tace-bat : gr. e-tocxt) (nach Persson BB 19, 262f.),
lat. iu-n-ge-bat : gr. s-^uyy] u. a. m.1
Hat doch auch Brugmann schon Grdr.2 II, 3, 170 lat. fue-re
dem Stamme nach mit gr. e-cpu?], abg. be „war“ zusammengestellt.
Es lassen sich natürlich noch Formen aus anderen idg. Sprachen
vergleichen, z. B. scate-bat mit lit. su-skate „er hüpfte auf“ zu su-
skasti oder tace-bat mit ahd. dage-ta „er schwieg“.
12. Vielleicht mag hier jemand ein wenden, diese Gleichungen
könnten deswegen nicht eben viel beweisen, weil jene e-Stämme
sog. „Wurzelaoriste“ seien: da Präsens und starker Aorist ursprüng-
lich in der Stammbildung formal keinen Unterschied kannten,
so sei dies einfach der „Stamm“ oder die „Basis“' alter Aorist-
präsentia selbst, und man könnte mit demselben Recht, solche
e-Stämme in Präsens-, Futur- oder Perfektbildungen vergleichen,
also meinetwegen fere-bat mit 7u-cpp7)-gt,, ple-bat mit Trlg-irX^-gi,
ole-bat mit 6^t)-gco, vgl. etwa den durchgehenden Stamm in IgdvY]:
[xavy)GOfAca, gsgdv-yjgai u. dergl. Damit wären wir dann glücklich
wieder bei den „Basen“ selbst angekommen! Ich kann aber diesen
Einwurf keineswegs als berechtigt ansehen: mag nun seinerseits
dieser Bildungstypus der Aoristpräsentia unmittelbar die Basis
1 Auf solche Gleichungen habe ich schon bei Gelegenheit der Anzeige
von Brugmanns Grdr.2 II, 3, 2 in der Wochenschr. f. klass. Philol. 1917,
Sp. 573, aufmerksam gemacht; aber natürlich erfordert ein so schwieriges
Problem eine ausführlichere Behandlung, als sie mir dort möglich war.
 
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