Zur Herkunft und Bildung des italischen Imperfekts.
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beide Formen andere Wörter treten, ein Beweis, daß sie ursprüng-
lich selbständig waren. Die Art der Umschreibung erklärt sich
syntaktisch betrachtet aus der Vorliebe des Sanskrit für nominale
Ausdrucksweise. Sagt man doch etwa brähmanah pänduratäm
gatah „der Brahmane begab sich in das Weißsein“ d. h. „er wurde
blaß.“ Jedenfalls muß von cakura als ursprünglichem Hilfsverbum
ausgegangen werden. Aber ein deutliches Anzeichen dafür, daß
die Inder bald nicht mehr die alte syntaktische Fügung empfanden,
sondern nichts als eine besondere Verbalbildung in dieser Aus-
drucksweise sahen, bei der nur cakura stets durchsichtig blieb, ist
die Bildung neuer -dm-Formen von besonderen Tempusstämmen,
wie bubhutsam zum Desiderativ, bobudham zum Intensiv usw.
Eben damit hängt aber aufs engste zusammen, daß man anstatt
cakura bald dsa und babhuva einführte, ohne die IJnnatürlichkeit
der Konstruktion zu empfinden: die Empfindungsverben verlang-
ten nämlich mit dem Augenblick ihr Recht, als man in dem Gebilde
auf -am eine absolutiv-artige Form empfand, obwohl die ganze
Konstruktion von Haus aus nur bei Tatverben möglich war.
17. Wenden wir uns der Frage zu, wie die Umbildung des
Aorists zum italischen Imperfekt vor sich ging, so vertrete ich
unbedingt die Ansicht, daß *-fäm in der Tat ein ursprünglich
selbständiges Hilfswort war, das unmittelbar an den
alten Aoriststamm angehängt wurde, und hoffe diese zu-
nächst vielleicht Zweifel erweckende Behauptung nach jeder Seite
stützen zu können. Die oben (§ 15) von uns angedeutete Vermu-
tung, es handle sich möglicherweise im Ausgang *-fäm gar nicht
um ein einst selbständiges Verbum, sondern um Ausgänge, die
nur nach dem Vorbild von Formen der Kopula geschaffen seien
(wie etwa tutuderam nach er am usw.), ist ganz unbegründet, da
niemand das Element -/- sonstwie erklären könnte (als Sekundär-
suffix oder dergh), weder hier noch im Futurum, während Ver-
wandte zu *-fäm im Latein selbst (fuam) und in anderen idg. Spra-
chen (lit. büvo, abg. 3. Plur. Kondit. bq.: ir. ba) bezeugt sind. Die
Ablautsdifferenz *-fäm gegen fuam, lit. buvo aus *bhuuät: also
der Wechsel von Reduktion- und Schwundstufe, paßt vorzüglich,
da die Schwundstufe des komponierten Verbums gegenüber der
Reduktion des selbständigen durchaus verständlich ist1.
1 Man beachte auch die Proportion: -bam (< *bhuäm) : lit. büvo (<*bhu-
uät) = -bo (im Fut., <*bhuö) : flo [<*bhuiiö), s.u. § 32. -— Auch das abg.bq
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beide Formen andere Wörter treten, ein Beweis, daß sie ursprüng-
lich selbständig waren. Die Art der Umschreibung erklärt sich
syntaktisch betrachtet aus der Vorliebe des Sanskrit für nominale
Ausdrucksweise. Sagt man doch etwa brähmanah pänduratäm
gatah „der Brahmane begab sich in das Weißsein“ d. h. „er wurde
blaß.“ Jedenfalls muß von cakura als ursprünglichem Hilfsverbum
ausgegangen werden. Aber ein deutliches Anzeichen dafür, daß
die Inder bald nicht mehr die alte syntaktische Fügung empfanden,
sondern nichts als eine besondere Verbalbildung in dieser Aus-
drucksweise sahen, bei der nur cakura stets durchsichtig blieb, ist
die Bildung neuer -dm-Formen von besonderen Tempusstämmen,
wie bubhutsam zum Desiderativ, bobudham zum Intensiv usw.
Eben damit hängt aber aufs engste zusammen, daß man anstatt
cakura bald dsa und babhuva einführte, ohne die IJnnatürlichkeit
der Konstruktion zu empfinden: die Empfindungsverben verlang-
ten nämlich mit dem Augenblick ihr Recht, als man in dem Gebilde
auf -am eine absolutiv-artige Form empfand, obwohl die ganze
Konstruktion von Haus aus nur bei Tatverben möglich war.
17. Wenden wir uns der Frage zu, wie die Umbildung des
Aorists zum italischen Imperfekt vor sich ging, so vertrete ich
unbedingt die Ansicht, daß *-fäm in der Tat ein ursprünglich
selbständiges Hilfswort war, das unmittelbar an den
alten Aoriststamm angehängt wurde, und hoffe diese zu-
nächst vielleicht Zweifel erweckende Behauptung nach jeder Seite
stützen zu können. Die oben (§ 15) von uns angedeutete Vermu-
tung, es handle sich möglicherweise im Ausgang *-fäm gar nicht
um ein einst selbständiges Verbum, sondern um Ausgänge, die
nur nach dem Vorbild von Formen der Kopula geschaffen seien
(wie etwa tutuderam nach er am usw.), ist ganz unbegründet, da
niemand das Element -/- sonstwie erklären könnte (als Sekundär-
suffix oder dergh), weder hier noch im Futurum, während Ver-
wandte zu *-fäm im Latein selbst (fuam) und in anderen idg. Spra-
chen (lit. büvo, abg. 3. Plur. Kondit. bq.: ir. ba) bezeugt sind. Die
Ablautsdifferenz *-fäm gegen fuam, lit. buvo aus *bhuuät: also
der Wechsel von Reduktion- und Schwundstufe, paßt vorzüglich,
da die Schwundstufe des komponierten Verbums gegenüber der
Reduktion des selbständigen durchaus verständlich ist1.
1 Man beachte auch die Proportion: -bam (< *bhuäm) : lit. büvo (<*bhu-
uät) = -bo (im Fut., <*bhuö) : flo [<*bhuiiö), s.u. § 32. -— Auch das abg.bq