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Güntert, Hermann; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1917, 8. Abhandlung): Zur Herkunft und Bildung des italischen Imperfekts: eine sprachwissenschaftliche Untersuchung — Heidelberg, 1917

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https://doi.org/10.11588/diglit.37641#0020
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20

Hermann Güntert:

22. Die Verbalkomposita mit facere sind zunächst deswegen
auffallend, weil hier facere im Kompositum nicht, wie in der Ver-
bindung mit Präpositionen (perficere, efficere, conficere usw.) die
Schwächung von a zu i zeigt; damit hängt auch zusammen, daß
das Passiv dieser Verbalkomposita mit flo (patefieri gegen confici,
perfici) gebildet wird. Diese Erscheinung findet ihre Erklärung
nur in der Voraussetzung, daß facere in patefacere usw. stets den
Ton trug, daß es sich also von sonstigen Kompositionsbildungen
scharf unterschied: zur Zeit, als es *perfacio, cönfacio hieß, betonte
man pate-fäcio. Dazu stimmt die Angabe Priscians (inst. VIII,
35 = Gr. lat. Keil II, S. 402)1, daß man calefäcis, calefdcit be-
tont habe (vgl. auch Lachmann zu Lucr. III, 906). Schließlich
spricht dafür, daß man in den fraglichen Fällen facio als selbstän-
diges Glied betrachtete, die Erwägung, daß -dh- nicht zu -d- gewor-
den ist, was man bei reiner Inlautsstellung doch erwarten sollte.
23. Betrachtet man die Verba, die an erster Stelle solcher
Komposita mit facere oder fieri. auft.reten, so sind es häufig Intran-
sitiva der 2. Konjugation, die einen Zustand bezeichnen, wie
stupere, tepere, calere, frigere usw. Die Komposition verleiht ihnen
kausative Bedeutung. — Es sind also Kausative ? Damit ist
m. A. nach das Rätsel gelöst: es gab ja im Idg. eine besondere
Art der Kausativbildung auf -eie- (vgl. Brugmann Grdr.2 II, 3,
244ff.), wie sie noch im Griechischen in Fällen wie o^eco „lasse
fahren“ : lat. veho, gr. crrpcxpsco, Tpoxsco usw. vorhegen. Aus dem
Latein gehören, durch die lautgesetzliche Abtönung (wozu man
Verf. IF 37, 36, § 55 vergleiche) gekennzeichnet, u. a. hierher foveo
(: lit. degü), doceo (:decet), moneo (: gr. pivop), torreo (: gr. Tepoogou,),
spondeo (: gr. gttsvSco), moveo (: gr. agsu-caGhai.) u. dergl. m.
Nun gab es aber auch Kausativa auf -eiö von nicht -e/o-haltigen
Stämmen, wie haereo, augeo usw. Im Italischen fielen nicht nur
die idg. -eie-Formen mit den Denominativen auf -eie- zusammen,
sondern überhaupt wird die Flexionsweise radikal geändert, mit
dem Ergebnis, daß die Kausativa mit den Denominativen aus
1 si vero 'facio’ verbo vel 'fio’ integris manentibus aliud verbum in.fi-
nitum ante ea componatur, non solum significationes et coniugationes integras
eis servamus, sed etiam accentus, ut 'calefacio calefacis calefacit’, 'tepefacio
tepefäcis tepefäcit’. in secunda enim et tertia persona paenultimas acuimus,
quamvis sunt breves. similiter 'calefio calefis calefit’, 'tepefio tepefis tepefit’
finales servant accentus in secunda et tertia persona, quos habent in simpli-
cibus.
 
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