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Güntert, Hermann; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1917, 8. Abhandlung): Zur Herkunft und Bildung des italischen Imperfekts: eine sprachwissenschaftliche Untersuchung — Heidelberg, 1917

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https://doi.org/10.11588/diglit.37641#0021
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Zur Herkunft und Bildung des italischen Imperfekts.

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zweisilbigen e-Stämmen usw. die ,,2. Konjugation“ bilden: von
einer Bewahrung einer besonderen Kausativbildung konnte keine
Rede mehr sein; jene genannten alten Kausativa sind nur noch
versprengte Reste und Trümmer, keineswegs miteinander zusam-
menhängende, geschlossene Bildungen. Nur haben wir festzuhal-
ten, daß alle idg. Kausativa im Sammelbecken der lat. 2. Konju-
gation zusammengeworfen wurden. Kombinieren wir damit die
Tatsache, daß die italischen, neugebildeten ,,Kausativa“, die
Verbalkomposita mit -facere und -fieri, ebenfalls mit Verben der
2. Konjugation Zusammenhängen1, dann ist uns das jetzt leicht
begreiflich; es handelt sich in den maßgebenden Mustern um das
gleiche Prinzip, wie beim Imperfekt: alte idg. Kausative wur-
den durch Anfügung von facere an den einstigen Kausativ-
stamm umgebildet und neu hergerichtet, und von da hat
sich dann dieses bequeme Mittel weiter verbreitet, auch wo keine
Kausativstämme mehr zugrunde liegen, bei anderen Verben der
2. Konjugation.
24. Den Beweis für die Richtigkeit unserer Auffassung sehe
ich u. a. auch darin, daß nur so die Gruppe verstanden werden
kann, bei der im ersten Glied ein transitives Verbum erscheint
wie in commonef acere, commonef ieri, commonefaciendus (Cic.), condoce-
facere, condocefactus (Cic..), perterrefcicias (Terent. Andr. 1,1, 142 Fl.),
torrefacere, torrefactus (Colum.), mit denen fertig zu werden Skutsci-i
vergebens sich abmüht. Er bemerkt darüber: „Wie immer man
über die Form des ersten Gliedes in calefacio usw. denke, ob man
darin einen Infinitiv sieht wie die Linguisten, oder irgend etwas
anderes, das syntaktische Verhältnis beider Glieder kann doch wohl
nur als das'von facere zu einem Objekt oder einem abhängigen
Verbum gefaßt werden. Das ist aber bei commonefacere perterre-
facere, condocef acere auch dann nicht möglich, wenn man commone-,
perterre- usw als alte Infinitive ansieht. Um die Annahme, daß in
dieser letzten Gruppe von Verben facere zu einer Art Suffix, ge-
wissermaßen einem bedeutungslosen Ornament geworden ist, daß
commonef acere usw. gedankenlose Nachbildungen nach den Verben
sind, die facere noch in seiner vollen Bedeutung erscheinen lassen,
wie calefacere, stupefacere, kommt man also in keiner Weise herum.“
1 Die Länge -e- ist das Ursprüngliche und -e- in patefacio usw. nach dem
Jambenkürzungsgesetz zu verstehen, wie Skutsch Philol. 59, 503f. erwiesen
hat.
 
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