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Güntert, Hermann; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1917, 8. Abhandlung): Zur Herkunft und Bildung des italischen Imperfekts: eine sprachwissenschaftliche Untersuchung — Heidelberg, 1917

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https://doi.org/10.11588/diglit.37641#0039
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Zur Herkunft und Bildung des italischen Imperfekts.

39

Daraus folgt aber nicht, daß auch entwicklungsgeschichtlich die
Sache so gewesen ist, wie sie jetzt aussieht. Denn im arm. Präsens
haben wir die gleiche Übereinstimmung:

Sg.
1.
em
: berem
2.
es
: beres
3.
e
: bere
PI.
1.
emkh
: beremkh
2.
ekh
: herekh
3.
en
: bereu,

vgl. Yerf. Reimwortbild. 1881'., § 301, wo die Unursprünglichkeit
dieser idealen Symmetrie von mir betont wurde, s. auch Kieckers
1F 35, 108f. Man müßte also schon annehmen, erst zu bereif bereir
usw. sei, wegen der Übereinstimmung im Präsens — die ihrerseits
auch erst nach mehreren Ausgleichungen hinüber und herüber
erfolgte — ein von Grund neues Präteritum, ei, eir gebildet worden.
Dies ist möglich, aber man wird nicht verkennen, daß wir bei dieser
Kombination von einem leidlichen Beweis weit entfernt sind.
43. Mit voller Bestimmtheit dagegen läßt sich behaupten,
daß das germanische schwache Präteritum nicht mehr mit dem lat.
Imperfekt in einem Zuge genannt werden darf, seitdem Collitz,
Das schwache Präteritum (Göttingen 1912 = Hesperia I) end-
gültig erwiesen hat, daß die verschiedenen Dentale in den german.
schwachen Präteritalformen (as. hogda, got. öhta usw.) alle auf
einheitliches uridg. -t- zurückzuführen sind. Daß damit die früher
so beliebte Theorie, es handle sich um Komposita mit Präterital-
formen des Verbums 'tun5 (got. -dedun : as. dedun, dädun), ein
für allemal erledigt ist, folgt aus der einfachen Erwägung, daß
dieses Hilfsverbum im Idg. ja mit dh- anlautete lat.
/eci, ai. dädhämi usw.). Die deutliche Gleichheit der Endung got.
-dedum mit ahcl. tätum, as. dädun, deren Existenz nach wie vor
erklärt sein will, dürfte sich also bei der neuen Sachlage nur so be-
greifen lassen, daß man im Gotischen sekundär diese Präterital-
ausgänge an Formen solcher alten reduplizierten Perfekta wie ai.
dadhdu, as. deda angeglichen hat: das Gotische bietet mit seinem
Paradigma nasidedum, nasidedup, nasidedum. usw. etwas Unur-
sprünglicheres als das westgerm. neridum, neridup, neridun\ Die
Ähnlichkeit von got. -dedum mit ahd. tätum, die die ganze Kompo-
sitionstheorie verursacht hat, ist eine ähnliche Folge jüngerer
 
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