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W. Bang:
§ 26. Seit ich dieselbe im ersten Stück meiner Studien besprochen
habe, ist mir — leider nur aus dem Wb. — eine kir. Form be-
kannt geworden, die semantisch jedenfalls denjenigen auf msä <7
sehr nabe steht: Wb. IV 1045 'ein Ding, das verloren
5 gehen muh", mit der Erklärung: „von Am?-
Dieses Wort ist darum so wichtig für unsere Frage, weil in
ihm -he- offenbar das der Form auf vertritt und weil -ikr-
zweifellos mit den kökt. uig. Formen auf -hacl zusammenhängt,
die in unseren ältesten Denkmälern präsentisch-futurischen Sinn
10 hatten (zuletzt THonsEN, Turcica 37 in der Anm.; 47). Da nun im
allgemeinen das Formans an Nomina tritt, so muh in %ör-
hMt, gadhica usw. ein Verbalnomen auf -ht *g%^%) vorliegen,
das in seiner Bedeutung dem Verbalnomen (Gerundium) auf
usw.) sehr nahe gestanden haben wird.
15 Nun scheint aber dem kir. -hx.%, osm., kaz. -usi im Komanischen
zu entsprechen; wenigstens dürfte GC169i ßarj'ingig iol bedeuten:
'der Weg, auf dem ihr geht' usw., wozu die Formen auf -sbf
zu vergleichen sind, die St. §18 besprochen wurdenA)
ist vielfach entlehnt worden; vgl. PALLAS, Sammlungen hist. Nachrichten über die
20 Mongol. Völkerschaften I, 214, auch desselben Zoograph. Rosso-Asiat. III 289;
MtKLOSicH, Etyrn. Wb. Slav. Spr. 289, GoMBocz 1. c. Nr. 162.
Hierher ziehe ich auch unbedenklich balk. 'Menschenfresser', d. h.
offenbar '(Blut-)Sauger'; zu äm-, äu?ä- BtüW 297; zum Vampyrismus vgl. MANN-
HARDTS grundlegende Arbeit in Zeitschr. f'. Deutsche Mythol. und Sitten-
25 künde, IV259ff., und dann Hocx, Die Vampyrsagen und ihre Verwertung
in der deutschen Literatur (MuNCKERS Forschungen zur neueren
Literaturgesch. XVII) SS. 2—42; 54ff. Osm. xo?'^ag, xwVMg* Wampyr, Oger,
Menschenfresser'.
Eine negative Bildung dieser Art ist mir leider nicht bekannt.
30 Sie würde uns mit einem Schlag allen Zweifeln entheben.
Im Cuwasischen vertritt -ayau. auch die Endungen der Nomina agentis (-c%,
usw.): ?%ifaYa% hegt z. B. vor in arwaM bLnaca??. 'Müller' wrtl. 'Mühlen-
Besitzer' (vgl. kaz. 'Fänger, Verwalter, Besitzer'). 'Opferer' heißt im
Cuwasischen 'Gabe' (vgl. lautlich kaz. usw. &ar/Ma$'
35 'Finger'h^öuwas. das karaimische 5äy*As 'Geschenk' kann also doch wohl
nur Lehnwort aus dem älteren Cuwasischen sein? Für die relative Chronologie
der cuwas. Lauterscheinungen ergibt sich daraus möglicherweise, daß -ä- erst
zu -a- wurde, nachdem schon vorher verklungen war) und Mb*- (<f Nyär-)
'bringen, darbringen'. Für 'Kuhpockenimpfer' sagt der Cuwase ^s^n^s^-Ara^acaa,
40 wo das erste Wort = cacüT; 'Blüte, Pocken' ist, Maacaw aber zu Ms-, Ms-
'schneiden' gehört (vgl. osm. as?a-, astJa- = krm. cäcä^ AasM-; kir. süsü%:
eM; kaz. cäcäA: c%ya?*- oder saL, wie Prob. I 126 9 yjospo saL).
Ü Mit dem kom. &a?'sy vergleiche ich jetzt direkt osm. ya^s'i ;cay^ usw.
'Liegezeit', d. h. 'Zeit des Zubettgehens', wofür auch einfaches yaM gebraucht
W. Bang:
§ 26. Seit ich dieselbe im ersten Stück meiner Studien besprochen
habe, ist mir — leider nur aus dem Wb. — eine kir. Form be-
kannt geworden, die semantisch jedenfalls denjenigen auf msä <7
sehr nabe steht: Wb. IV 1045 'ein Ding, das verloren
5 gehen muh", mit der Erklärung: „von Am?-
Dieses Wort ist darum so wichtig für unsere Frage, weil in
ihm -he- offenbar das der Form auf vertritt und weil -ikr-
zweifellos mit den kökt. uig. Formen auf -hacl zusammenhängt,
die in unseren ältesten Denkmälern präsentisch-futurischen Sinn
10 hatten (zuletzt THonsEN, Turcica 37 in der Anm.; 47). Da nun im
allgemeinen das Formans an Nomina tritt, so muh in %ör-
hMt, gadhica usw. ein Verbalnomen auf -ht *g%^%) vorliegen,
das in seiner Bedeutung dem Verbalnomen (Gerundium) auf
usw.) sehr nahe gestanden haben wird.
15 Nun scheint aber dem kir. -hx.%, osm., kaz. -usi im Komanischen
zu entsprechen; wenigstens dürfte GC169i ßarj'ingig iol bedeuten:
'der Weg, auf dem ihr geht' usw., wozu die Formen auf -sbf
zu vergleichen sind, die St. §18 besprochen wurdenA)
ist vielfach entlehnt worden; vgl. PALLAS, Sammlungen hist. Nachrichten über die
20 Mongol. Völkerschaften I, 214, auch desselben Zoograph. Rosso-Asiat. III 289;
MtKLOSicH, Etyrn. Wb. Slav. Spr. 289, GoMBocz 1. c. Nr. 162.
Hierher ziehe ich auch unbedenklich balk. 'Menschenfresser', d. h.
offenbar '(Blut-)Sauger'; zu äm-, äu?ä- BtüW 297; zum Vampyrismus vgl. MANN-
HARDTS grundlegende Arbeit in Zeitschr. f'. Deutsche Mythol. und Sitten-
25 künde, IV259ff., und dann Hocx, Die Vampyrsagen und ihre Verwertung
in der deutschen Literatur (MuNCKERS Forschungen zur neueren
Literaturgesch. XVII) SS. 2—42; 54ff. Osm. xo?'^ag, xwVMg* Wampyr, Oger,
Menschenfresser'.
Eine negative Bildung dieser Art ist mir leider nicht bekannt.
30 Sie würde uns mit einem Schlag allen Zweifeln entheben.
Im Cuwasischen vertritt -ayau. auch die Endungen der Nomina agentis (-c%,
usw.): ?%ifaYa% hegt z. B. vor in arwaM bLnaca??. 'Müller' wrtl. 'Mühlen-
Besitzer' (vgl. kaz. 'Fänger, Verwalter, Besitzer'). 'Opferer' heißt im
Cuwasischen 'Gabe' (vgl. lautlich kaz. usw. &ar/Ma$'
35 'Finger'h^öuwas. das karaimische 5äy*As 'Geschenk' kann also doch wohl
nur Lehnwort aus dem älteren Cuwasischen sein? Für die relative Chronologie
der cuwas. Lauterscheinungen ergibt sich daraus möglicherweise, daß -ä- erst
zu -a- wurde, nachdem schon vorher verklungen war) und Mb*- (<f Nyär-)
'bringen, darbringen'. Für 'Kuhpockenimpfer' sagt der Cuwase ^s^n^s^-Ara^acaa,
40 wo das erste Wort = cacüT; 'Blüte, Pocken' ist, Maacaw aber zu Ms-, Ms-
'schneiden' gehört (vgl. osm. as?a-, astJa- = krm. cäcä^ AasM-; kir. süsü%:
eM; kaz. cäcäA: c%ya?*- oder saL, wie Prob. I 126 9 yjospo saL).
Ü Mit dem kom. &a?'sy vergleiche ich jetzt direkt osm. ya^s'i ;cay^ usw.
'Liegezeit', d. h. 'Zeit des Zubettgehens', wofür auch einfaches yaM gebraucht