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A. von Domaszewski:
30, 11,3 Ut illi statua non quasi Caesari, sed quasi rhetori
decerneretur, ponenda in bibliotheca Ulpia. Nach den beiden Stellen
des Sidonius Apollinaris1. Am merkwürdigsten ist:
27, 8, 1 Habet in bibliotheca Ulpia in armario sexto librum
elephantinum, in quo hoc senatus consultum perscriptum est, cui
Tacitus ipse manu sua subscripsit. Das ist der Senatsbeschluß der
Wahl des Tacitus zum Kaiser. Das Datum dieses Senatsbeschlusses
entnahm der Fälscher eben jener Übersetzung der griechischen
Quellen, die er überarbeitete2. Dann kann es aber kaum zweifel-
haft sein, daß in eben diesem 6. Schrank die Kaisergeschichte auf-
bewahrt wurde. Aber wie geriet er auf das Elfenbein als Material
der angeblichen Urkunde ? Oben ließ sich zeigen, daß er ein Bild-
werk besessen haben muß, das einen Kaiser mit einer Elephanten-
quadriga fahrend darstellte3. Deshalb wird sich in der Bibliothek
eben ein Exemplar des Diptychons mit der Consecratio des Con-
stantius Chlorus4 befunden haben, vielleicht als Buchdeckel der
Historiae verwendet. Wenn aber die Bibliotheca Ulpia in Nemausus
den Namen des Kaisers trug, so war sie auch eine kaiserliche
Stiftung gleich der Bibliothek in Bom. Über den Umfang dieser
Bibliothek belehrt eine Stelle, die erst zu deuten ist.
Es handelt sich um die Doppelgestalt des Serenus Sammonicus.
Wir wissen aus Macrobius, und daher wußte es auch der Fälscher,
3, 16, 6 Temporibus Severi principis, qui ostentabat duritiam morum5,
cum ad principem suum scriberet — haec Sammonicus qui turpitudi-
nem convivii principis laudando notat6. In der Vita Caracalli lesen
wir nach der Ermordung Getas 4, 4 et in balneis facta caedes, occisi-
que nonnulli etiam cenantes, also eine Mordnacht wie sie auch das
zweite Triumvirat eröffnete7. Bis dahin ist es eine Übersetzung
des Gassius Dio8. Dann aber folgt mit Benützung des Macrobius
inter quos etiam Sammonicus Serenus, cuius libri plurimum ad
1 S. 49 und S. 19, wo er in demselben Zusammenhang als Aurelius
Apollinaris auftritt.
2 Heidelb Sitzb. 1917, 1, 27 und unten S. 105.
3 S. 45.
4 Graeven, Rom. Mitt. 28, 271 und Tafel VII.
5 Abh. z. Röm. Religion 211.
6 Dieser Freimut seines Zunftgenossen hat dem Fälscher sehr impo-
niert. Daher verwendet er die Stelle für Annius Cornicula. Vgl. S. 120, Horaz.
7 Appian b. c. 4, 6.
8 S. 68.
A. von Domaszewski:
30, 11,3 Ut illi statua non quasi Caesari, sed quasi rhetori
decerneretur, ponenda in bibliotheca Ulpia. Nach den beiden Stellen
des Sidonius Apollinaris1. Am merkwürdigsten ist:
27, 8, 1 Habet in bibliotheca Ulpia in armario sexto librum
elephantinum, in quo hoc senatus consultum perscriptum est, cui
Tacitus ipse manu sua subscripsit. Das ist der Senatsbeschluß der
Wahl des Tacitus zum Kaiser. Das Datum dieses Senatsbeschlusses
entnahm der Fälscher eben jener Übersetzung der griechischen
Quellen, die er überarbeitete2. Dann kann es aber kaum zweifel-
haft sein, daß in eben diesem 6. Schrank die Kaisergeschichte auf-
bewahrt wurde. Aber wie geriet er auf das Elfenbein als Material
der angeblichen Urkunde ? Oben ließ sich zeigen, daß er ein Bild-
werk besessen haben muß, das einen Kaiser mit einer Elephanten-
quadriga fahrend darstellte3. Deshalb wird sich in der Bibliothek
eben ein Exemplar des Diptychons mit der Consecratio des Con-
stantius Chlorus4 befunden haben, vielleicht als Buchdeckel der
Historiae verwendet. Wenn aber die Bibliotheca Ulpia in Nemausus
den Namen des Kaisers trug, so war sie auch eine kaiserliche
Stiftung gleich der Bibliothek in Bom. Über den Umfang dieser
Bibliothek belehrt eine Stelle, die erst zu deuten ist.
Es handelt sich um die Doppelgestalt des Serenus Sammonicus.
Wir wissen aus Macrobius, und daher wußte es auch der Fälscher,
3, 16, 6 Temporibus Severi principis, qui ostentabat duritiam morum5,
cum ad principem suum scriberet — haec Sammonicus qui turpitudi-
nem convivii principis laudando notat6. In der Vita Caracalli lesen
wir nach der Ermordung Getas 4, 4 et in balneis facta caedes, occisi-
que nonnulli etiam cenantes, also eine Mordnacht wie sie auch das
zweite Triumvirat eröffnete7. Bis dahin ist es eine Übersetzung
des Gassius Dio8. Dann aber folgt mit Benützung des Macrobius
inter quos etiam Sammonicus Serenus, cuius libri plurimum ad
1 S. 49 und S. 19, wo er in demselben Zusammenhang als Aurelius
Apollinaris auftritt.
2 Heidelb Sitzb. 1917, 1, 27 und unten S. 105.
3 S. 45.
4 Graeven, Rom. Mitt. 28, 271 und Tafel VII.
5 Abh. z. Röm. Religion 211.
6 Dieser Freimut seines Zunftgenossen hat dem Fälscher sehr impo-
niert. Daher verwendet er die Stelle für Annius Cornicula. Vgl. S. 120, Horaz.
7 Appian b. c. 4, 6.
8 S. 68.